Ersteindruck: Revo K101 Plus

Als großer Fan von Handheld Konsole hat man es nicht leicht: Sony vernachlässigt die Vita trotz potenter Hardware und Nintendo dominiert den Markt nach belieben, bekommt aber kaum Unterstützung und muss gefühlt alle Spiele selber entwickeln. Smartphone Spiele zähle ich ausdrücklich nicht dazu, denen fehlt es zum großen Teil an Tiefgang: für mehr als die Wartezeit am Bus taugen sie meist nicht, zumal der Spielfluss dank weit verbreitetem Free2Play Model nur mit angezogener Handbremse vorhanden ist.
Abseits der großen Marken gibt es noch einen Nische von Handhelds, mit Community Modellen wie dem OpenPandora oder dem Pyra oder kleinst Konsolen, die meist aus dem asiatischen Raum kommen und vor allem auf die Emulation älterer Handhelds und Konsolen setzen. Ich habe die Entwicklung der Community Handhelds verfolgt, sie waren aber bisher über meiner Budget. Vor ein paar Jahren habe ich mit mit einem Dingoo A320 eine Handheld Konsole aus dem asiatischen Raum zugelegt, aber kaum genutzt, zu groß waren die Einschränkungen. Mehr erwarte ich mir von meinem kürzlich erstandenen Revo K101 plus, mein erster Eindruck und Vergleich mit den Konkurenten (sofern ich sie vergleichen konnte) folgt nun.

Im Gegensatz zu vielen anderen Emulator Konsolen, welche auf recht kräftige, aber Standardprozessoren und reine Software-Emulation setzten, ist der Revo K101 ein Hardware-Klon eines Game Boy Advance von Nintendo. Für diese Spiele ist ein Kartenslot vorhanden und es wird keine Software-Emulation benötigt, was eine bessere Performance und weniger Kompatibilitäts Probleme verspricht. Für vieles andere wird die sog. KCard mitgeliefert, ein Modul im selben Format wie ein GBA-Spielemodul mit einem kleinen Schlitz für eine MicroSD Karte. Auf den ersten Blick wirkt es wie eine Flash-Card, die es für andere Handheld Konsolen gibt und es ermöglichen selbsterstellte Programme (sog. Homebrew) und Kopien von Spielen als Dateien (sog. Roms) nutzen. Die KCard erfüllt hier den selben Zweck, mit der Einschränkung dass keine eigenen Programme davon abgespielt werden können, zumindest meines Wissens nach (dass die meisten Ressourcen dazu nur auf chinesisch verfügbar sind macht es mir nicht einfacher). Auf der Karte werden standardmäßig Roms von Game Boy, Game Boy Color, Game Boy Advance, NES und Sega Master System Spielen erkannt und können per Software-Emulation (außer den GBA Spielen) gespielt werden. Zusätzlich können einfache Textdateien und Bilder im jpg-Format angezeigt sowie MP3 Dateien abgespielt werden.
Der Revo selbst ist vom Format her dem ersten Game Boy Advance und mehr dem Game Boy Micro nicht unähnlich. Das Gerät ist für den Gebrauch im Querformat gebaut, also der Bildschirm ist in der Mitte und die Tasten links und rechts davon angeordnet, in diesem Fall sind links das Steuerkreuz sowie Start, Select und eine Schulertaste, rechts die Buttons X,Y,A,B sowie eine weitere Schultertaste. Das entspricht dem Standard für Controller seit dem Super Nintendo, ist hierbei aber etwas übertrieben da weder der GBA noch die emulierten Konsolen über soviele Tasten verfügen. Teilweise können sie umbelegt werden, so kann die X-Taste für das selbe Kommando wie eine der Schultertasten genutzt werden. Als eigene Taste ist oben eine mit einem Stern-Symbol angebracht, über welche die Helligkeit der Bildschirmbeleuchtung verändert werden kann und in Kombinationen mit anderen Tasten besondere Kommandos wie ein Softreset durchgeführt werden können. An Anschlüssen verfügt das Gerät neben dem Slot für GBA-Spiele über einen passenden Anschluss für ein GBA-Linkkabel (der Wireless Adapter funktioniert nicht da keine Aussparungen zum arretieren am Gehäuse vorhanden sind), ein 3,5mm Kopfhöreranschluss, ein Mini-USB Anschluss (nicht zu verwechseln mit MicroUSB, welcher bei Smartphones zum Standard geworden ist, aber nicht kompatibel dazu ist) über welchen das Gerät geladen werden kann sowie einen TV-Out, über welchen die Konsole z.b. mit einem Fernseher verbunden werden kann. Ein passendes Kabel war bei meinem Exemplar dabei, wenn auch nur ein Ausgang für den Ton dabei ist, es ist also nur Mono-Klang mögich. Der Revo ist sehr leicht, liegt gut in der Hand und durch die matte Oberfläche ist er weiter weniger Anfällig für Fingerabdrücke und klebt nicht so stark in den Händen. Ein Lautsprecher ist auch integriert, welcher direkt unter den Buttons platzier ist und leicht von der Hand verdeckt wird und dann kaum noch etwas zu hören ist.
Schon die Packung macht klar worum es sich hier handelt: in großen Lettern seht „GBA Hardware Clone“ darauf. Die Hardware besteht aus einem System-on-Chip (SoC) der ähnlich der Hardware eines GBA strukturiert ist: ein ARMv7 Core kümmert sich um Sprites und Sound, dein ARMv9 ist quasi der Mastercore und ist für alles andere zuständig. Sie sind wie 16,7Mhz getaktet, analog zum GBA und es sind ebenso 16MB Abreitsspeicher dabei. Die Performance dürfte ungefähr einem Super Nintendo enstprechen, natürlich ohne Zusatzchips wie dem FX-Chip. Das plus Modell verfügt über einen größere Batterie (800mAh statt 600 mAh), soll stromsparender sein und Probleme mit bestimmten GBA-Roms gelöst haben. Normalerweise ist eine MicroSD-Karte mit 4GB und einigen vorinstallierten eigenen Programmen ausgeliefert, mein Exemplar aus dem DragonBox-Shop kam mit einer leeren 8GB Karte.

Meine Sammlung an GBA-Spiele ist nicht sonderlich umfangreich und schon gar nicht repräsentativ, aber hier geht es ja auch nur um einen ersten Eindruck. Meine Spiele laufen alle soweit, ebenso von mir getestet Roms. Nur The Legend of Zelda in der Classic Edition macht Probleme, auf Bildschirmen mit vielen Moblins und Pfeilen wird das Spiel deutlich langsamer – ein Verhalten, welches auch bei der NES Variante mit Emulation auftritt, auf einem Original GBA aber nicht. Bei einem längeren Test mit Pokemon Feuerrote Edition ist mir aufgefallen, dass statt mancher Sounds nur ein Pieps-Ton abegepsielt wird, wo das herkommt ist mir noch rätselhaft. Module eines klassichen Game Boys sind nicht kompatibel, sie bleiben auf dem „Game Boy“-Schriftzug hängen. Ebenso verhält es sich, wenn man die KCard in einen GBA steckt, sie ist keine vollwertige Flashcard und nur zusammen mit dem Revo K101 benutzbar.
Im Vergleich mit dem Dingoo A320 fallen sofort die größeren Schultertasten auf, das größte Manko am A320 da diese kaum Benutzbar waren durch den schlechten Druckpunkt und das allgemeine Design, was eher an einen normalen Button erinnert. Am Revo K101 entspechen sie dem Standard und sind in ihrer Bauweise derer des GBA nicht unänhlich und funktionieren sehr gut. Die anderen Buttons sind beim Revo etwas schwergängier, wobei es dem Dingoo-Steuerkreuz an Präzision mangelt. Beide Konsolen haben einen TV-Ausgang und der funktioniert auch, durch das kurze Kabel und die niedrige Auflösung beider Konsolen ist er aber nicht sehr praktikabel, daumegroße Pixel sehen auch nicht besonders gut aus. Der größte Unterschied ist dass der Dingoo auf einen Prozessor mit MISP-Architektur setzt und alles per Software emuliert wird. Für ältere und leistungsschwache Systeme wie den NES oder den Ur-GameBoy funktioniert das noch ganz passabel, beim GBA muss man aber deutliche Slowdowns und Inkopatabilitäten mit bestimmtem Spielen in Kauf nehmen, SNES-Spiele laufen in den wenigsten Fällen wirklich gut, da der mitgelieferte Emulator Probleme mit den Sprite-Ebenen hat. Eine Alterantive bietet sich wenn man die Linux-Distribution Dingux auf eine microSD-Karte instaliert und einen neueren Emulator benutzt, aber die laufen erst zufriedenstellend wenn man den Prozessor auf das Maximum von 400Mhz übertaktet. Da man beides nicht parallel betrieben kann bzw. von Dingux aus nicht auf den integrierten Datenspeicher des Dingo zugreifen kann und Dingux nicht mehr weiterentwicklet wird dürfte das eine ziemliche Sackgasse sein. Der Dingoo A320 selbst ist kleiner als der Revo, durch seine glänzende Oberfläche aber anfälliger für Veschmutzung und wenn man wie ich beim spielen stark an den Fingern schwitzt wird das schnell eine recht klebrige Angelegenheit. Was dem Dingoo komplett fehlt ist die Anbindung an andere Geräte, man kann nur Solo spielen.

Aber es gibt antürlich auch noch die offiziellen Konsolen von Nintendo, mit denen sich der Revo vergleichen lässt:

Screenshot: Vergleich Revo K101 Plus und Game Boy Advance
Revo K101 Plus vs. Game Boy Advance

Der offensichtlichste Vergleich ist natürlich der klassische Game Boy Advance. Der Formfaktor ist sehr ähnlich, wobei der GBA etwas schmäler, dafür höher ist. Er spielt alle original GBA-Spiele ab und zusätzlich noch die klassischen Game Boy und Game Boy Color Spiele. Er hat keine X- und Y-Tasten, dafür zwei Schultertasten. Die Buttons sind leichtgängier als bei Revo, gerade dessen Steuerkreuz ist etwas zu steif geraten, aber immernoch gut. Der größte Unterschied ist die fehlende Hintergrund -Beleuchtung, ohne eine gute Umgebungsbeleuchtung sieht man auf dem Display fast gar nichts.

Screenshot: Vergleich Revo K101 Plus und Game Boy Advance SP
Revo K101 Plus vs. Game Boy Advance SP

Der GBA-SP ändert dies und bringt neben einem geänderten Formfaktor samt zusammenklappbaren Design auch eine Hintergrundbeleuchtung mit. Diese ist aber viel zu Dunkel und ist nur brauchbar, wenn man komplett im Dunkeln sitzt. Ich habe gelesen dass die Beleuchtung einer bestimmtem Revision besser sein soll, da aber beide mir zur Verfügung stehenden Modelle nicht dieser angehören kann ich das nicht beurteilen. Der neue Formfaktor macht das Gerät zwar insgesammt kompakter, ich mag das Design aber nicht weil sich meine Finger auf der Rückseite Überkreuzen und ich dann noch mehr schwitze und teilweise verkrampfe. Der GBA-SP kann aber auch klassische Game-Boy-Spiele abspielen.
Da ich keinen Game Boy Micro besitzte kann ich auch keinen Vergleich ziehen.
Mit Hilfe eines Linkkabels kann der Revo mit einem originale Game Boy Advance verbunden werden. Das GBA-Linksystem hat aber eine merkwürdige Master/Slave-Schaltung, das Gerät in welchem der Stecker 1 steckt kann z.b. in den Pokemon-Spielen den Modus des Multiplayers einstellen. Der Revo funktioniert meinen Tests nach sowohl mit einem GBA als auch einem GBA-SP, aber nur wenn er als zweites Gerät genutzt wird, ansonsten kann keine Verbindung hergestellt werden.

Screenshot: Vergleich Revo K101 Plus und Nintendo DS
Revo K101 Plus vs. Nintendo DS

Der Nintendo DS ist als direkter Nachfolger zum GBA zu diesem Abwärtskompatibel, eine große Stärker der meisten Nintendo-Konsolen. Klassiche Game Boy Module kann er nicht abspielen und natürlich nur Original GBA-Spiele. Diese profitieren aber von der guten Hintergrundbeleuchtung die sich mit der des Revo nicht viel zu nehmen scheint, die höhere Auflösung sorgt dagegen nur für schwarze Ränder an den Seiten, das Bild wirk aber auch feiner wie beim größeren, aber auch relativ niedrig aufgelösten Bildschirm des Revo K101. Ein Anschluss für das GBA-Link Kabel fehlt allerdings, man ist deshalb auf sich gestellt. Spiele anderer Konsolen können von Haus aus nicht emuliert werden, es gibt zwar Lösungen auf Basis von Flashcards und Homebrew-Software, das ist aber nicht Gegenstand dieses Artikels.

Screenshot: Vergleich Revo K101 Plus und Nintendo 3DS
Revo K101 Plus vs. Nintendo 3Ds

Zu guter letzt soll noch der Nintendo 3DS erwähnt werden. Nintendos neuste Handheld Konsole ist zwar auch Rückwärtskompatibel, aber nur zum DS, deren Karten ein ähnliches Format wie der 3DS Karten aufweisen und kein zusätzlicher Slot wie beim DS notwendig ist. Dafür gibt es mit der Virtual Console eine offizielle Emulationslösung für ausgwählte Game Boy und Game Boy Color Spiele. Die Auflösung wird hochskaliert oder im Original belassen, optional auch mit nostalgischem Game Boy Rahmengrafik, aber mit einem sehr kleinen Bild. Game Boy Advance Spiele gibt es nur in sehr begrenztem Umfang und auch nur, wenn man einen 3Ds der ersten Stunde hat und am sog. Botschafterproramm teilgenommen hat. Alle anderen könne sie sich über die Virtual Console der WiiU kaufen, eine Entscheidung welche ich nicht nachvollziehen kann. Dafür gibt es einge NES-Spiele auf dem 3Ds. Das Schiebepad des 3Ds kann wie ein Steuerkreuz verwendet werden, aber weniger präzise weil analog. Die anderen Buttos sind gewohnt leichtgängig, dafür sind die Start- und Select-Tasten als Folientasten verbaut und fast unbrauchbar. Speichern in Links Awakening DX ist damit fast nicht zu Bewerkstellingen. Dafür bietet der Emulator die Möglichkeit, unabhängig von der integrierten Speicherfunktion (wenn die alten Game-Boy-Spiele überhaupt über eine verfügen), einen Spielstand anzulegen was mt sog. Savestates von anderen Emulatoren vergleichbar, eine Funktion welchedem Revo fehlt. Ein weiterer Unterschied ist dass der 3Ds immer einen Game Boy bzw. Game Boy Color emuliert, sprich die Spiele für den klassichen Game-Boy-Spiele werden in Graustufen (oder grün/gelb, wie das alte Display eben aussah) dargestellt, nur Game Boy Color Spiele sind farbig. Der Revo dagegen emuliert eien Super Game Boy, was dazu führt dass die Spiele zumindest vierfarbig dargestellt werden und mit den entsprechenden Hintergrundgrafiken sofern verfügbar. Hat man aber ein reines Game-Boy-Color Spiel, welche nicht mit dem Super Game Boy kompatiebel sind, wird keine Rahmengrafik dargestellt und ein Game Boy Color emuliert.

Ein erstes Fazit: der Revo hält zumindest auf den ersten Blick was er verspricht: Game Boy Advance spiele werden größtenteils Fehlerfrei abgespielt und die Emulation von 8bit-Konsolen scheint auch gut zu funktionieren. Im Gegensatz zum Dingoo A320 liegt er besser in der Hand, ist aber auch größer. Mit den originalen Intendo Konsoen bewegt man sich nicht in einer Grauzone und hat die besseren Buttons, Nintendo weiß eben, worauf es beim Spielen ankommt.