Review: Dawn of War 2 Kampagne

Hinweis: Das Review bezieht sich auf die Version 1.1.0 in der ich die Kampagne durchgespielt habe. Sollte sich zwischenzeitlich etwas geändert haben habe ich das hier noch nicht berücksichtigt und reiche es evtl. später nach.

Mit Dawn of War 2 hat es eines der meist erwarteten Spiele in meine Sammlung geschafft. Dieses Jahr ist nach der Verschiebung von StarCraft 2 auf 2010 schon ein sehr mageres für Strategiespiele. Der Vorgänger schob den Fokus des Spiels auf den Kampf, der Basenbau und Ressourcen drangen in den Hintergrund. Stattdessen rückte das Terrain stark in den Vordergrund, was es sonst nur bei Taktikspielen gab. Aber Relic hat noch ein zweites Spiel in den letzten Jahren raus gebracht, das Taktikspiel Company of Heroes – und genau mit diesem hat Dawn of War 2 mehr gemeinsam als mit dem Vorgänger.

Zunächst mal: die Grafik ist umwerfend. Die Landschaften, die Einheiten und speziell deren Animationen gehören zu den besten im Genre. Es gibt zwar nur 3 Tilesets (Wüste, Dschungel, Stadt), aber die Karten sind mit vielen Details versehen, z.b. Pflanzen, Steinen oder die obligatorischen Blutflecken. Die Karten sind meist eher Kompakt und haben wenig freie Flächen, damit das Deckungssystem nicht unnütz wird. Aber dazu später mehr. Der Sound ist ebenfalls auf hohem Niveau, auch wenn ich die Musik im hektischen Ablauf kaum wargenommen habe.

Screenshot: Wegweiser in Einzelspielermissionen
In den Einzelspielermissionen weisen Pfeile den Weg zum nächsten Ziel

Wie bereits im ersten Teil ohne Add-Ons stehen in der Kampagne nur die Space Marines zur Verfügung. Eldar, Orks und die von den Warhammer Fans vermissten Tyraniden sind in der Kampagne nicht spielbar, nur im Mehrspieler Aber statt gesichtsloser Klon-Squads hat man es nun mit echten Persönlichkeiten zu tun, zumindest die Anführer der Squads. Deren Vergangenheit sich teilweise auf Geschehnisse aus Dawn of War 1 oder seinen Add-Ons bezieht. Die Dialoge zwischen den Missionen laufen leider wie in StarCraft anno 1998 in Kaugummi kauenden Portraits ab. Wenigstens sind sie gut vertont, die englischen Sprecher machen hier einen guten Job, ganz im Gegensatz zu denen der deutschen Version. Nicht nur dass die Stimmen kaum zu den Charakteren passen, die Aussprache der Namen ist teilweise einfach nur lächerlich und nur vom Blatt gelesen (der Charakter Davian Thule wird eher Däiwian Ful ausgesprochen, der deutsche Sprecher liest es aber als Dawian Tule). Ein Charakter fällt hier aber aus der Rolle, nämlich der Hauptcharakter den der Spieler verkörpert. Er sagt keinen Ton und bleibt auch ansonsten völlig blass, fast schon belanglos für die Story. Diese dreht sich um eine Invasion der Tyraniden und leidet am Warhammer-Syndrom: alle Parteien schlagen sich gegenseitig die Köpfe ein, Diplomatie ist selbst wenn die Vernichtung durch einen übermächtigen Feind droht ein Fremdwort. Aber das gehört nun mal zum Warhammer-Universum dazu, auch wenn es nicht mein Fall ist.

Screenshot: Die Metamap bietet zu Beginn des Spiels noch wenig Auswahl
Die Metamap bietet zu Beginn des Spiels noch wenig Auswahl

Ähnlich wie in Dark Crusade oder Soulstorm findet man sich zwischen den Missionen auf einer Metamap wieder, auf der man die nächsten Missionen auswählen kann. Die Story führt entlang eines vorbestimmten, linearen Weges, Zusatzmissionen können angenommen werden sofern noch Zeit ist. Einige Ziele (spezielle später) müssen innerhalb eines Zeitlimit erfüllt werden, das in Runden (oder Tagen) gemessen wird – jede Reise zwischen den drei Planeten und jeden Schlacht kostet einen Tag.

Screenshot: Squads ausrüsten
Die Squads des Spielers können mit neuen Waffen, Rüstungen und zusätzlichen Gegenständen ausgerüstet werden. Alte Gegenstände landen im Mülleimer, dafür bekommt man aber Erfahrungspunkte.

Die Squads sammeln in den Missionen Erfahrungspunkte, die nach dem Levelaufstieg in Verbesserungen investiert werden können, z.b. mehr Lebenspunkte oder die Fähigkeit bessere Waffen und Rüstungen tragen zu können. Diese (genannt Wargear) findet man in den Missionen zu hauf, ich schätze mal so 3-10 Stücke pro Mission. Schlechte oder ausgediente Gegenstände können gegen Erfahrungspunkte eingetauscht werden, welche allen Squads zu gute kommt. Vor einer Mission kann man bis zu vier Squads mitnehmen, am Ende stehen sechs zur Verfügung.

Screenshot: Bewertung der Missionen
Am Ende jeder Mission bekommt man eine Auswertung wie gut man die Mission abgeschlossen hat.

Kommen wir aber zu den Missionen selber. Die Karten sind alle samt sehr schön gestaltet und mit vielen Details versehen, aber leider sind es nur recht wenige. In der Kampagne besucht man einige Karten mehrmals: entweder jedes mal komplett mit neunen Gegner bestückt oder nur teilweise und je nach Besuch unterschiedliche Abschnitte. Auch die Missionsziele sind häufig nur „zerstöre alle gegnerischen Gebäude“, was zwar dem Setting entspricht aber auf Dauer langweilt. Etwas mehr Abwechslung hätte hier gut getan. Auch die Startplätze variieren stark, man landet schon mal direkt neben der feindlichen Basis und hat kaum Zeit seine Einheiten zu postieren. Dafür bekommt man hin und wieder mal vorgerenderte Sequenzen zu sehen, die zwar nicht groß von Belang sind, aber zur Atmosphäre beitragen. Jede Mission wird am Ende auch bewertet, alle Bewertungen fließen in eine Gesamtbewertung der Kampagne ein.

Das Gameplay orientiert sich stark an Company of Heroes, mehr als an dem von Dawn of War 1. Der Basenbau wurde komplett gestrichen, in Mehrspieler- oder Gefechts-Spielen startet man nur mit seinem Hauptgebäude, in der Kampagne nur mit einer Landekapsel. Ressourcen müssen zwar noch gesammelt werden, zum einen nur im Mehrspieler und zum anderen müssen dafür nur die bekannten Kontrollpunkte eingenommen werden. Diese können nicht mehr mit Gebäuden gesichert werden, wodurch das Spiel im Mehrspieler in ein Katz- und Mausspiel ausartet.

Screenshot: Zerstörung der Deckung
Schwere Einheiten wie der Dreadnought zerstören auf ihrem Weg kleinere Deckungsmöglichkeiten

Das Terrain ist noch wichtiger als in Dawn of War 1 und das Deckungssystem aus Company of Heroes hält Einzug. Es ist nun vorteilhaft, eigene Fernkampfeinheiten hinter Mauern, Steinen oder einfach nur im hohen Gras zu postieren. Auch haben die schweren Waffen einen Bereich in dem sie schießen, das drehen dauert seine Zeit, ebenso das Auf- und Abbauen um sie zu einem anderen Ort zu bringen. Leider sind viele der Hindernisse nicht so stabil wie sie aussehen, die später im Spiel verfügbaren Terminator-Rüstungen, bzw. die damit ausgerüsteten Squads und der Dreadnought laufen einfach durch die Deckung durch und zerstören sie damit. Allgemein ist die Deckung in den Einzelspielermissionen etwas rar, auf den Mehrspieler Karten dagegen reichlich vorhanden – wo da wohl der Fokus lag…

Screenshot: Reinforcement Beacon
Statt der Kontrollpunkte gibt es in der Kampagne nur Reinforcement Beacons, an denen die Squads wieder auf volle stärke gebracht werden können.

Im Einzelspieler startet man nur mit seinen bis zu vier Squads und diese werden an der Landekapsel oder speziellen Reinforcement-beacons, die eingenommen werden können, wieder auf volle Stärke gebracht, ohne jegliche Kosten. Das mag auf den ersten Blick vorteilhaft klingen, hat aber auch seinen Nachteil: In einigen Missionen müssen die Anführer oder Helden der anderen Völker getötet werden: da trifft man schon mal auf einen Ork Warboss mit 185.000HP oder einen Eldar Avatar mit 200.000HP. Man könnte sie mit der richtigen Taktik besiegen, aber es ist einfacher drauf zuhauen bis die eigenen Squads fast tot sind, sie dann zum nächsten beacon zu bringen, warten bis sie wieder bei Kräften sind und das gleiche nochmal. Leider geht es manchmal einfach auch nicht anders – gerade der Avatar ist eine harte Nuss. Insgesamt liegt der Schwierigkeitsgrad eher niedrig, zumindest für mich auf Normal. Die Pflichtmissionen sind alle gut machbar bis fast schon zu leicht, bei den Nebenmissionen mit den Bossen packen die Entwickler dann aber den Hardcore Modus aus.

Screenshot: Ausrüstung zu hauf
Ausrüstungsgegestände wie diese Bolterpistole findet man Massenweise in den Missionen.

Aber das Programm macht es einem auch sonst nicht leicht. Zum Beispiel hat die KI der eigenen Einheiten einige Aussetzer, in dem die Squads einfach nur da standen und sich von gegnerischen Türmen oder Fernkampfeinheiten nieder metzeln ließen – da waren selbst die Dorfbewohner aus Age of Empires 1 intelligenter, die sind zumindest weggelaufen. Aber auch bei der Bedienung gab es für mich einen großen Kritikpunkt: so gelungen das Interface in Sachen Übersicht und Intuitivität ist, so schlecht funktionierte das ziehe eines einfachen Kastens um die Einheiten um mehrere auszuwählen, seit Jahren Standard im Genre. Diese zickte des öfteren und selektierte im besten Fall gar nichts, im schlimmsten wurde ich aus dem Spiel aufs Desktop geworfen (das Spiel stürzte zwar glücklicherweise nicht ab und ich konnte durch einen Task-Wechsel einfach weitermachen, aber es ist schon sehr nervig).

Insgesamt ist Dawn of War 2 ein sehr gutes Echtzeittaktikspiel, aber in die Region der Meisterwerke wie StarCraft, Age of Empires 2 oder WarCraft 3 dringt es nicht vor – dafür macht der Entwickler zu viele Fehler im Detail. Für Freunde schneller und hektischer Mehrspieler Gefechte mag das Spiel einiges bieten, der Einzelspieler bleibt hinter dem aber etwas zurück – und der ist nun mal nach wie vor mein Fokus. Bleibt noch meine Endabrechnung der Kampagne:

Ein weiterer, oft kontrovers diskutierte Punkt ist die Art des Vertriebs. Dawn of War 2 setzt zwingen Steam voraus, wie es sonst nur die Titel von Valve tun. Die älteren Spiele von Relic gibt es zwar auch über Steam, aber nur optional. Dazu kommt die etwas unsinnige Entscheidung, Games for Windows Live (G4W) zu unterstützen, die hässliche Schwester von XBox Live. Die Entscheidung von G4W wurde offensichtlich schon früh im Entwicklungsprozess getätigt, denn über diese Schnittstelle läuft z.b. die Gegnerauswahl im Multiplayer (Matchmaking), außerdem gibt es für die Achivementjäger entsprechende Erfolge (mich lässt so etwas chronisch kalt). Steam bietet auch all diese Funktionen, aber scheinbar übernimmt es in Dawn of War 2 nur die des Kopierschutzes (G4W kann das erst seit der letzten Version und auch nur unzureichend) und der Patchverteilung. So wird der Kunde gleich mit zwei Systemen mit Accountbindung gegängelt, was absolut nicht notwendig erscheint (Toppen kann das eigentlich nur GTA4 mit seinen vier Accounts). Zwar bietet Steam einige Vorteile, z.b. das automatische Verteilen von Patches, dafür werden aber alte Replays unbrauchbar weil man die alte Version dafür benötigt die nicht mehr verfügbar ist. Ich bin persönlich absolut kein Fan der Accountgebundenen Systeme, eine einfache Online-Aktivierung ist mir da sympathischer (auch wenn sie auch nicht gerade die Krone es Einfallsreichtums darstellt). Ich habe diesen Teil absichtlich nicht in die Bewertung gepackt und auch nicht darin einfließen lassen, schließlich geht es mir primär um das Spiel. Eine Erwähnung sollte es aber trotzdem Wert sein.

2 thoughts on “Review: Dawn of War 2 Kampagne

  1. Schonmal was von eigener Meinung gehört? Was ich hier schreiben ist im höchsten Maße subjektiv – dass du meine Meinung nicht teilst dürfte kein Zufall sein, es gibt auch Leute die das Spiel als einen kompletten Reinfall bezeichnen. Außerdem ist DoW2 auch nicht schlecht, es macht aber an einige Stellen Fehler, was sich die Entwickler auch bewusst sind.

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