Review: The Book of Unwritten Tales

Mit The Book of Unwritten Tales hat das Bremer Entwicklerstudio King Art einen Überraschungshit gelandet. Abseits von grafischen Übertiteln ist dort ein klassisches Point and Click Adventure entstanden, das es ohne weiteres mit den Spielen von Deck 13 aufnehmen kann.

BoUT veräppelt: Apocalypse Now
Das Spiel nimmt so einges auf die Schippe: seien es Filme…
BoUT veräppelt: Monkey Island
… der ewige Point & Click Genre-Primus…
BoUT veräppelt: Guitar Hero und Konsorten
… Musik-Button-Smash-Spiele…
BoUT veräppelt: Programmiere-Klischees
… ihre eigene Zunft…
BoUT veräppelt: World of WarCraft zum ersten
… und natürlich das Dauerthema World of WarCraft…
BoUT veräppelt: World of WarCraft zum zweiten
… und nochmal WoW…
BoUT veräppelt: World of WarCraft zum dritten
… aber jetzt reichts damit.
Wie immer beginnen ich mit den technischen Aspekten: Hier ist The Book of Unwritten Tales kein Überflieger. Die Hintergründe sind sehr detailiert und sehr schön gestaltet, aber leider vorgerendert, was bedeuted dass sie etwas leblos und statisch wirken. Besonders auffällig zeigt sich dass bei einer Drachendame, die in einer Midlifecrisis steckt, die man in Verlauf des Spieles trift. Sie scheint auch ein Teil des Hintergrundes zu sein und statt lippensynchroner Dialoge sieht man ihr beim Kaugummikauen zu. Die Charaktere dagegen sind sehr gut animiert und hauchen mit ihren Dialogen der Welt das nötige Leben ein, nicht zuletzt dank der erstklassigen Sprecher.Der Sound zeigt sich größtenteils Unauffällig, aber wenn die Musik mal spielt passt sie sehr gut zum Geschehen.
Auf bei der Bedienung gibt sich das Erstlingswerk aus Bremen keine Blöße. Die Steuerung funktioniert tadellos und das Inventar am unteren Bildschirmrand ist schon fast Standard im Genre. Leider ist letztes teilweise sehr voll, da verliert man schonmal den Überblick. Ein weitere negativer Technikpunkt ist das Intro- und das Outro. Die Spielgrafik ist vielleicht nicht die beste am Markt, aber doch sehr detailverlierbt, während die Filme vor allem aus Kästchen bestehen – warum die Entwickler stattdessen diese nicht in der Spielegrafik darstellen ist mir ein Rätsel. An den Details kann es nicht liegen, die Ändern nur den Detailgrad der Schatten (keine, statisch, dynamisch). Trotzdem macht The Book of Unwritten Tales technisch vieles richtig, die Negativpunkte sind wohl aus dem Kompromiss aus Grafik und kleinem Budget entstanden.
Aber die Stärke von Point & Click Adventures war noch nie die Technik, sondern die Story und die Rätsel. Also fangen wir mit erstem an: die Geschichte ist in vier Kapitel plus einen Prolog eingeteilt und dreht sich um den Gnom Wilbur Wetterquarz, dem zufällig der Schlüssen zur Rettung der Welt in die Hände fällt. Ihn spielt man die meiste Zeit, vor allem im ersten und zweiten Kapitel. Nach diesen trifft er auf den Abenteurer Nate und sein Vieh, ein rosa felligs, äh, etwas. Dazu kommt noch die Elfe Ivo mit ihrem Kolibri Tschirp. Sie spielt man im Prolog und im kürzeren dritten Kapitel müssen alle Charaktere sinnvoll zusammen arbeiten, damit den frisch erkundeten Tempel wieder verlasssen kann. Im vierten Kapitel ist man lange in einem Ödland mit Nate unterwegs. Zum Schluss dürfen nochmal alle Charaktere kurz ran. Das Ende des Spiels kommt etwas früh und unverhofft, ich war gerade so gut in Fahrt. Außerdem bleiben einige Fragen ungeklärt, was zumindest auf einen Nachfolger hoffen lässt.

Das Vieh und seine Kommentare
Die Kommentare und Auswahloptionen des Viehs sind alles andere als Hilfreich.

Das Spiel selber orientiert sich an klassischen Point & Click Adventures, was bedeuted: der Charakter kann nicht sterben und man hat zur Lösung der Rätsel unbegrenzt Zeit – sofern die eigene Geduld mitspielt. Insgesamt waren die Rästel für mich gut machbar, obwohl ich kein Adventure-Profi bin. Erfahrene Spieler bemängln vielleicht dass die Rätsel zu einfach sind, aber das ist sowieso Subjektiv. Sollte man einmal nicht weiterwissen hilft auch stupides Rumprobieren, die Charaktere melden sich meistens mit sinnvollen Kommentaren, die einen auf das Ziel hinweisen. Eine Ausnahme stellt ihr das Vieh dar, dessen Lauten ich nie etwas sinnvolles abgewinnen konnte. Allerdings stört es etwas, dass man teilweise einen Gegenstand mehrmals anklicken muss, damit man ihn mitnehmen kann und muss sich in der Zeit die Kommentare der Figur anhören.

Wilbur auf der Suche nach einem Investor
Als Investor für die neue Geschäftsidee des Todes kommt nur der reiche Schausteller infrage.

Ein weiterer Faktor ist der Humor: Hier beweisen die Entwickler sehr viel Kreativität. Ein Dauerthema ist World of WarCraft, das an vielen Stellen des Spiels auf die Schnippe genommen wird. Aber auch andere Spiele, u.a. ältere Point & Click Adventures und Sammelkartenspiele, bekommen ihr Fett weg. Auch allerlei skurrile Charaktere trifft man auf seinem Weg: So begenet man dem Leibhaftigen Tod, der allerdings in einer Schaffenskriese steckt, da in einem Pount & Click Adventure niemand stirbt. Erst als man ihm zu einem neuen Geschäftsmodell überredet nimmt er seine Arbeit wieder auf (ein Seitenhieb auf die Wirtschaftskriese bzw. seinen Auslöser ist auch dabei). Leider können nicht alle Charaktere da mithalten: Blass bleiben z.b. der Oberbösewicht und auch das Vieh, das man in einer kurze Sequenz steuert (Abhilfe zu letzterem soll ein angekündigtes Prequel bringen). Um die Vertonung kümmern sich professionelle Sprecher, die auch Hollywood-Größen ihre Stimme leihen und passen meistens auch sehr gut zum Charakter: nur beim Orkgeneral war die Auswahl schlecht, die Stimme passt mal gar nicht. Aber das ist Kritik auf sehr hohem Niveau, die Dialoge sind größtensteils sehr gut geschrieben und Vertont.
Die Schauplätze des Spiels sind abwechslungsreich und sehr detailiert gestaltet: Der Prolog spielt auf einem fliegenden Drachen, im ersten Kapitel muss man einen Weg aus der fast verlassenen Zwegenfestung (sind alle im Krieg unterwegs) zur Stadt der Magiergilde finden. Das zweite Kapitel spielt in genau dieser Stadt, allerdings ist auch sie bis auf einen Wachmann, einen Händler und einen Magier ausgetorben. Das dritte Kapitel, in dem erstmals alle Charaktere gemeinsam zu sehen sind, spielt auf einer Insel mit etwas Karibik-Flair, da man sich aber die meiste Zeit in einem versunkenen Tempel befindet nicht all zu viel. Das vierte Kapitel spielt im Ödland in der nähe eines Orklagers und der Festung des Bösewichts, in letzterer Spielt das letzte, sehr kurze Kapitel.

Abschließend bleibt festzuhalten, dass The Book of Unwritten Tales mich satte 11 1/2h gut unterhalten hat. Bis auf die kleineren Kritikpunkte macht das Adventure alles richtig – und ich hoffe dass King Art im nächsten Spiele diese auchnoch ausmerzt, dann hat Deutschland ein weitere erstklassige Adventure Schmiede. Was ich bisher von der Monkey-Island Fortsetzung gelesen haben lässt auf etwas anderes schließen.