Heute vor 30 Jahren: Mario’s Picross

Screenshot: Spielszene aus Mario's Picross aus der emulierten Version für Nintendo Switch 2

Basierend auf der Idee einer japanischen Künstlerin entwickelte Nintendo ein recht unscheinbares Puzzlespiel. Dank Mario und dem Setting hat es mich angesprochen. Es folgten viele verbrauchte Batterien unseres Gameboys und bis heute ist es eines der wenigen Arten von Rätsel, für ich nicht zu blöd bin. Eine umfangreiche Reihe von Spielen nahm am 27. August 1995 ihren Anfang, denn an diesem Tag erschien Mario’s Picross in Europa.

Die Logikrätsel gehen zurück auf die japanische Künstlerin Non Ishida. Sie hat an Wolkenkratzern die Fenster so beleuchtet oder verdunkelt, dass auf der Fassade ein Bild entstand. Aus dieser Idee entwickelte sie die Logikrätsel, die als "Nonogramm" nach ihr benannt sind. Nintendo nahm die Idee auf und setzte sie in einem Spiel um, was dieser Art von Rätsel zu enormer Popularität verhalfen. Zumindest in Japan, außerhalb sollte erst die DS-Version von 2007 für den Durchbruch sorgen, aber das ist eine Geschichte für ein anderes Mal.

Das Spielprinzip ist einfach: Das Spielfeld ist ein zweidimensionales Gitter, links und oben stehen Ziffern, die beschreiben, wie viele Zellen in der zugehörigen Zeile oder Spalte zusammenhängend gefüllt werden. Manche sind trivial, wie komplett leere oder volle. Andere lassen sich auch direkt ausfüllen, weil es nur eine Möglichkeit gibt. Knifflig wird es aber, wenn mehrere Zellen leer bleiben und die Angaben nicht mehr eindeutig sind. Dann hilft es, die Möglichkeiten zumindest einzugrenzen, Teillösungen können auch bereits hilfreich sein. Oder sich auf andere Zeilen und Spalten zu stürzen, per Ausschlussverfahren kommt man auch voran. Gute Rätsel kann man komplett durch Logik und nicht durch Raten lösen. Einfachere kann man schneller lösen, wenn man das Bild dahinter erkennt.

Die Version auf dem Gameboy nutzt Mario als Zugpferd, er soll wohl in Ägypten Steinplatten entschlüsselt. Warum sie aber alle über Ziffern links und oben verfügen? Vielleicht erfährt man das, wenn man alles gelöst hat, so weit kam ich aber nie. Das Setting wird in neueren Teilen verworfen, wahrscheinlich um die Rätsel ohne Ablenkung in den Fokus zu setzten. Im Erstling kann man nur Felder füllen oder als leer markieren, spätere Teile fügen einige Komfortfunktionen hinzu. Vor Beginn einer Runde kann ich mir noch eine Zeile und Spalte aufdecken lassen, als erfahrener Spieler gebe ich mir aber nicht diese Blöße. Das Spiel gibt mir eine Stunde Zeit, um ein Rätsel zu lösen, für die meisten brauche ich aber nur ein paar Minuten.

Im Modus "Easy Picross" zieht jeder Fehler zunehmend mehr Minuten von der Uhr ab. Im höheren Schwierigkeitsgrad bekomme ich kein Feedback, ob eine Zelle richtig gefüllt ist oder nicht, wenn alle belegt sind und sich nichts tut, muss ich selbst herausfinden, wo der Fehler liegt. Das kann bei großen Rätseln länger dauern als die Strafzeit. Als Kind habe ich das Zeitlimit umgangen, indem ich die Ziffern auf einen Block übertragen habe und dort versuchte zu lösen. Wirklich viel gebracht hat es aber nicht, die Uhr war in den seltensten Fällen der Grund, warum ich nicht auf die Lösung kam.

Picross oder allgemein Nonogramme sind eines der wenigen Arten von Puzzlespielen, die mir liegen. Als Zahlenmensch natürlich das Grundprinzip, vielleicht auch weil man damit quasi Pixel-Art erschafft: Jedes freigespielte Puzzle ist gleichzeitig auch ein Bild. Warum auch immer, ich spiele dieser Art von Spielen bis heute gern, sie eigenen sich gut für eine schnelle Runde zwischendurch. Sogar das hier vorgestellte erste Werk von Nintendo und Jupiter Corporation kann ich dank ihrer erneuten Veröffentlichung auf Nintendos Gameboy Classics auf der Switch noch spielen, und es ist gar nicht schlecht gealtert. Der direkte Nachfolger erschien nur in Japan und wurde bisher nicht neu veröffentlicht. Im Gegensatz zu einem weiteren Ableger für das Super Famicom, das mittlerweile aber auch für die Nintendo-Klassiker verfügbar ist, aber nicht übersetzt wurde – was für eine epische Story ich da wohl bisher verpasst habe?

Das erste Spiel war außerhalb Japans kein großer Erfolg, der kam erst später mit der Version für den Nintendo DS. Die habe ich auch viel gespielt, dank das Touchscreens und Stylus sehr intuitiv. Leider hat sich irgendwann der Spielstand verabschiedet, was ich erst vor ein paar Jahren gemerkt habe, ich musste nochmal komplett von vorne anfangen. Von den weiteren Teilen für 3Ds und Switch habe ich auch einige, aber das wurden so viele, dass ich gar nicht alle spielen konnte und im Zuge meiner eigenen Zurückhaltung beim Kauf von Spielen "für die Halde" nur ein Teil Einzug in meine digitale Sammlung hielt. Ein paar der neueren fügen Farben zu den Rätseln hinzu, wie es einige Konkurrenten schon länger machen. Dadurch wurden sie etwas komplexer, am Grundprinzip änderte sich aber nichts.

Daneben gibt es einige Ableger, meist mit Lizenzen: Die Version mit Zelda für den 3Ds ist solide, die mit Pokémon versucht die Taschenmonster besser zu integrieren, verkommt aber zum stupiden Grind. Weitere Spiele von Entwickler Jupiter nutzen meist eine Anime-Lizenz, um Rätsel auf Basis dieser zu erstellen, ich habe mangels Bezugs dazu die wenigsten gespielt. Im Indie-Bereich gibt es auch einige Spiele, die wegen des Markenrechts nicht Picross, sondern irgendwie ähnlich heißen (Pixross, Pictopix, Picrastination) oder sich gleich an die Vorlage halten (Nonograms, Nonogram Prophecy). Die Spiele sind nichts, was ich stundenlang am Stück zu spiele, sondern immer wieder mal drei bis vier Rätsel zwischendurch. Und dafür sollte der Nachschub nicht so schnell ausgehen.