Heute vor 20 Jahre: Ankh

Screenshot: Spielszene aus Ankh

Anfang der 2000er hatte ich mich schon sehr auf bestimmte Genres als meine Favoriten festgelegt, und die umfasst vor allem, was zu dieser Zeit auf dem PC populär war: Echtzeitstrategie, 3D-Action, sowas halt. Klassische Point-&-Click-Adventures gehörten nicht dazu, weil das Genre zu diesem Zeitpunkt auch als tot erachtet wurde. Bis ein damals noch recht kleines Studio aus dem Herzen von Europa ein neues Spiel entwickelte, das sich ganz an den Klassikern orientierte. Wobei mich mehr das Setting ansprach. Nach guten Kritiken habe ich es mir gekauft und nicht bereut. Am 4.11.2005 erschien Ankh von deck13.

Ich habe ein Faible für das antike Ägypten, eigentlich schon seit Kindertagen. Deshalb sind Spiele in diesem Setting für mich immer interessant, auch wenn ich mit dem Genre wenig und bis gar keine Berührungspunkte hatte. Die Hochzeit der klassischen Point-&-Click-Adventures hatte ich verpasst. Als ich von der Konsole zum Computer wechselte, waren die großen Klassiker schon einige Jahre alt und neue Spiele rar gesät. Als eine Kopie von Leisure Suit Larry auf dem alten PC in unserem Klassenzimmer auftauchte, hat es mich wenig begeistert, die Grafik, Gameplay und Texteingabe war mir damals zu altbacken. Später hat mich ein Schulfreund, der großer Fan des Genres ist, vor Grim Fandango gesetzt. Neben der Grafik ist mir vor allem die legendär bescheuerte Steuerung des Originals in Erinnerung geblieben und hat mich nachhaltig geprägt – aber nicht im Guten. Dass es zu dieser Zeit kaum Spiele in diesem Genre gab, hat es nicht besser gemacht. Ich würde Ankh deshalb auch anrechnen, dass es zu der kleinen Renaissance des Genres beigetragen hat.

Im Zentrum der Geschichte von Ankh steht Assil, ein junger Mann im antiken Kairo, der mit seinen Freunden eine Party in einer Pyramide feiert. Dabei öffnen sie versehentlich einen Sarkophag und der junge Ägypter wird mit dem Fluch des Skarabäen-König belegt. Es geht nun darum, ihn wieder loszuwerden, weil ihm ansonsten der Tod droht. Nur der Pharao kann den Fluch von ihm nehmen, also nimmt Assil den unmöglich scheinenden Weg auf sich. Auf seinem Weg trifft er Thara, die Tochter des arabischen Botschafters, die ihn auf seinem Weg begleitet und teilweise auch spielbar ist. Dass dabei eine Menge schief geht und es zu vielen lustigen Situationen kommt, versteht sich bei dieser Art von Spiel von selbst.

Spielerisch ist es ein klassisches Point-&-Click-Adventure, per Linksklick bewege ich Assil durch die dreidimensionale Welt mit fester Kamera. Er hat ein Inventar für Gegenstände, mit denen er mit der rechten Maustaste interagiert, um die zahlreichen Rätsel zu lösen, um seinem Ziel näher zu kommen. Also, wenn ich auch darauf komme, Rätsel in Spielen waren nie meine Stärke, ich musste damals schnell zur Komplettlösung greifen, auch weil mir das Kombinieren von Gegenständen schwerfiel. Ich kam einfach nicht auf die oft kreativen, aber auch etwas verkopften Lösungswege (Adventure-Profis mögen sich das Lachen bitte ersparen, Ankh gilt unter Kennern nicht als besonders schweres Spiel). Und natürlich die vielen Gespräche, alle vertont und mit namhaften Sprechern. Sie tragen einen Großteil des Humors im Spiel. Ganz wie in den Klassikern ist zwar nicht besonders anspruchsvoll, sondern voller Anspielungen, Selbstreferenzen und platten Witzen.

Bereits ein knappes Jahr später schien mit Ankh – Herz des Osiris eine Fortsetzung, im November 2007 wurde die Geschichte um Assil mit Ankh – Kampf der Götter abgeschlossen. 2009 erschien ein Wimmelbild-Spiel als Spin-Off, das erste Ankh wurde 2008 für den Nintendo DS konvertiert. Verkauft wurde alles wie zu dieser Zeit üblich in der Schachtel im Laden. Digital sind heute nicht alle erhältlich, vom ersten Teil gibt es die Anniversary Edition auf Steam und GOG, die auch aktuelle Auflösungen unterstützt, bei mir aber bei jedem Alt+Tab abstürzt und ganz old skool nicht automatisch speichert. Die beiden anderen Spiele der Hauptreihe wurden auch auf Steam und GOG veröffentlicht, aber nicht mit der deutschen Tonspur, Fans können hier nachhelfen. Ich vermute, dass es da nach all den Jahren ein Rechteproblem gibt.

deck13 entwickelte noch ein paar Adventures, vor allem die Jack-Keane-Reihe. Heute haben sie sich auf Action-Adventures verlegt, teils mit Soulslike-Einschlag. Da das Genre der Adventures allgemeint schwächelt und nur über eine kleine, aber sehr enthusiastische Fanbasis verfügt, dürfte sich das so schnell nicht ändern und weitere Abenteuer von Assil und Thara nicht anstehen.