Heute vor 20 Jahren: Trackmania

Trackmania

Das Titelbild stammt aus Trackmania United Forever

Der Spieleentwickler Nadeo war bereits für die Virtual-Skipper-Reihe bekannt, als in ihrem Heimatland Frankreich im November 2003 ein Spiel erschien, welches sie für immer auf die Straße abseits des kühlen Nass abbiegen lassen sollte. Spieler in Deutschland mussten noch mehr als ein halbes Jahr warten, bis sie am 21. Mai 2004 in den Genuss von Trackmania kamen.

Das kleine Rennspiel wirkt auf den ersten Blick unspektakulär: Statt direkt gegeneinander wird nur um Bestzeiten gefahren, in drei verschiedenen Umgebungen mit eigenen Fahrzeugen. Mit dem langsamen, aber gutmütigen Pickup-Truck braust man durch eine asiatische Schneelandschaft, das schwerfällige Muscle-Car ist in der Wüste zuhause. Mit dem agilen Rallye-Auto brettert man durch das ländliche England und über mittelalterliche Burgmauern. Die drei Landschaften und Wagen sind unterschiedlich genug, dass die Jagd nach den letzten Zehnteln zur nächsten Bestzeit so schnell nicht langweilig werden sollte.

Das wahre Ass im Ärmel war aber der eingebaute Streckeneditor. Nicht unähnlich zum Klassiker Stunts können mit vorgefertigten Teilen sehr einfach Rennstrecken gebaut werden. Start, Ziel und Checkpoints sind Pflicht, jede Umgebung hat ihre eigenen Teile wie Tunnel oder spezielle Abzweigungen. Und natürlich allerhand, was man auf keiner Rennstrecke findet, wie Hindernisse mitten in der Strecke, Loopings oder Half-Pipes. Abschnitte abseits befestigter Pisten gehören auch zum guten Ton. Die Kombination aus einem mächtigen Tool und der einfachen Verwendbarkeit sorgten für eine enorme Popularität der ansonsten recht simplen Raserei. Dabei sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt, von einfachen Rennen, über Hochgewindigkeitsstrecken, Rundkursen, spezielle Trick-Kursen oder Labyrinthen findet man im Netz eine schier endlose Zahl an User-Kreationen. Bis heute bauen Fans Strecken und tragen Turnieren aus, dazu wurde das Spiel als anschauliches Beispiel für die Anwendung von genetischen Algorithmen verwendet.

Auch die Entwickler bei Nadeo sorgten für steten Nachschub in Form offizieller Nachfolger: Im Jahr 2005 erschien mit Trackmania Sunrise ein Spiel auf derselben technischen Basis wie das Original, aber mit drei neuen Umgebungen, die sich vor allem auf Hochgeschwindigkeits-Racing konzentrieren. Es folgten Ableger für Wii und DS, die ebenfalls einen Streckeneditor enthielt. Besonders beliebt ist Trackmania Nations, vor allem weil es kostenlos verfügbar ist, aber nur die in der kompetitiven Szene beliebte Stadion-Umgebung enthält. Mit Trackmania United Forever erschien 2008 die letzten Version des Originals, die alles bisherige unter einen Hut brachte. Mit dem letzten Update warf Nadeo auch endlich den verhassten StarForce-Kopierschutz über Bord, der es heute fast unmöglich macht, das Original noch zu spielen.

Als jemand, der früher Stunts auf dem PC gespielt hatte, hatte ich großes Interesse an TrackMania. Die Jagd nach den nächsten Zehntel, noch ein wenig schneller um eine Kurve zu kommen und dann die nächste mit der höheren Geschwindigkeit auch zu schaffen, motiviert selbst mich ungemein. Viele Erinnerungen habe ich auch an LAN-Parties, wo speziell der Nations-Ableger Dauergast war. Wohl auch, weil der kostenlos und ohne Kopierschutz daher kam, was das Setup deutlich vereinfachte…

Seit 2009 gehört Nadeo zum französischen Videospielkonzern Ubisoft. 2011 veröffentlichten sie mit Trackmania 2 einen echten Nachfolger, zuerst nur mit einer Umgebungen, weitere konnten später einzeln nachgekauft werden. Mit Trackmania Turbo folgte im Jahr 2016 der Sprung auf die aktuelle Generation Heimkonsolen. Der neueste Teil von 2020 ist ein Reboot, entsprechend hört er nur auf den Namen Trackmania und folgt einem Free-2-Play Modell. Das tut der Popularität des Franchise aber keinen Abbruch, es wird stetig erweitert und gepflegt, Nadeo veranstaltet regelmäßige Ingame-Events und die Community bastelt weiter fleißig Strecken. Nachschub für alle Teile gibt es zuhauf, wem das nicht reicht, kann ganz einfach selbst aktiv werden.