The Legend of Zelda – Links Awakening in drei Varianten: Classic auf dem Zelda Classic Mini, DX auf dem 3Ds, Remake auf Switch
Im Jahr 1993 war der Gameboy bereits als mobile Spieleplattform etabliert. Die Titel dafür hatten aber den Ruf, eher kleiner oder im besten Fall mittelmäßig runtergedampfte Versionen von Spielen von Heimkonsolen zu sein. Nintendo schien sich damit nicht abzufinden und bracht ein großes Abenteuer auf den kleinen Handheld: am 6. Juni 1993 erschien The Legend of Zelda – Link’s Awakening in Europa.
In einem Sturm sinkt das Boot von Held Link, er wird an den Strand des mysteriösen Eilands Cocolint gespült. Von hier an entspinnt sich ein Abenteuer, dessen Umfang man auf dem kleinen Gameboy nicht für möglich gehalten hatte. Die Insel besteht aus 256 Bildschirmen, dazu gibt es acht große Dungeons. Nur Scrolling innerhalb eines Bildschirms können erst die Nachfolger, hier bleibt Link’s Awakening auf dem statischen Niveau der Vorgänger auf dem NES.
Auf der Insel leben allerhand schräger Charakter, das Mädchen Marin, das Link am Strand findet, dürfte noch die normalste sein. Ihr Bruder Tarin ähnelt optisch verdächtig einem gewissen Klempner, aber im Gegensatz dazu hat er ein Talent, in Schwierigkeiten zu geraten: Ob er im Wald nach dem Verzehr eines Pilzes halluziniert oder leichtsinnig ein Bienennest vom Baum holt um an Honig zu kommen, Link muss ihm mehrfach aus der Patsche helfen. Ulrira hilft mit Hinweisen, aber nur, wenn man ihn anruft, für ein Gespräch in Person ist er zu schüchtern. Und dann ist da noch die Eule, die Link durch das Abenteuer leitet. Es gilt, alle acht Paläste zu meistern und die darin versteckten Instrumente zu finden, um mit ihnen den Windfisch zu wecken. Da die Insel Cocolint nur in seinen Träumen existiert, ist dies die einzige Möglichkeit, wie Link sie wieder verlassen kann.
Spielerisch ist Link’s Awakening ein klassisches 2D-Zelda, wie es im Buche steht. Mit Schwert, Schild und allerlei anderen Gegenständen kämpft sich der Recke im grünen Gewand durch das Abenteuer. Bereits aus vorherigen Teilen der Serie bekannte Helferlein wie Bomben, Bumerang und Kraftarmband sind wieder am Start. Der Bogen ist sehr mächtig, weil er ohne Verzögerung schießt und viele Gegner ausschalten kann. Wenn das nicht hilft, rüstet ihn und Bomben aus und drückt beide Feuerknöpfe gleichzeitig – die Bombenpfeile habe ich in keinem Zelda-Spiele je wieder gesehen, ihre Wirkung ist wohl zu verheerend. In Erinnerung blieb mir auch die Tauschquest, die sich durch das ganze Spiel zieht: Nach dem ersten Dungeon rettet Link den Kettenhund der Madame MiouMiou aus dem Möwendorf und bekommt dafür eine Schleife. Im Verlauf tausche ich sie für Hundefutter, Ananas, einen Stock, Honig und mehr. Am Ende komme ich die magische Lupe, mit der ich den Händler für den mächtigen Bumerang sehen kann. Die ganze Quest ist komplett optional, man kann das Spiel auch ohne durchspielen. Ein Teil ist das Bikinioberteil eine Meerjungfrau, das am Haken eines Anglers endete. Im Spiel gibt es immer wieder leichte Anzüglichkeiten, die sehr freie deutsche Übersetzung von Claude Moyse nimmt diese Vorlage dankend an. Findet selbst heraus was die Buzz Blobs sagen, wenn man sie vorher mit Zauberpulver bestreut…
Dabei sollte es mit Link’s Awakening aber nicht bleiben: 1999 erschien eine aufgebohrte Version für den Gameboy Color, was auch die Version ist, die ich als Kind gespielt habe. Neben farbiger Darstellung enthält sie einen neuen Dungeon, an dessen Ende für Link zwei Gewänder bereitstehen, die entweder den ausgeteilten Schaden verdoppeln oder den eingesteckten halbiert. Die sehr freie Lokalisation wurde angepasst sowie anzügliche Inhalte ausgetauscht, so sucht man für die Meerjungfrau nun ihre Perlenketten. Diese Version wurde für die Virtual Console des Nintendo 3Ds neu veröffentlicht und ist aktuell für Abonnenten des Nintendo Switch Online Service verfügbar. Wer einen japanischen Account besitzt, kann sich auch in das Spiel The Frog for Whome the Bell tolls stürtzen, was die technische Grundlage für Link’s Awakening bildete und viele Eigenarten bereits vorwegnahm. So kam dort der Prinz Richard und seine Frösche bereits vor. Auf Basis des Codes von Link’s Awakening entwickelte Capcom die beiden Ableger Oracle of Seasons und Oracle of Ages, welche 2001 für den Gameboy Color erschienen.
2019 erschien ein Remake für die Switch, die Entwickler von Grezzo bauten das Spiel komplett in der Unreal Engine nach. So akkurat, dass ich mich sofort wieder zurechtfand. Die Bedienung wurden angepasst, durch die zusätzlichen Tasten ist ständiges ändern der ausgerüsteten Gegenstände nicht mehr nötig. Die Grafik stieß auf gemischtes Feedback, den an Spielzeug erinnernde Plastiklook fand ich in den ersten Trailer nicht gut, beim Spielen ist es mir aber nicht mehr negativ aufgefallen. Als neues Feature wurden ein Dungeon-Designer eingebaut, das Tauschen seiner Kreationen ist aber nur umständlich über Amiibos möglich. Trotzdem ist es ein sehr gutes Remake eines absoluten Klassikers der Zelda-Reihe und Handheld-Spiele.