Review: Mass Effect 3 Collectors Edition und DayOne-DLC

Bei einem Blockbusterspiel wie Mass Effect 3 verzichtet EA natürlich nicht darauf, eine limitierte Sammlerausgabe auf den Markt zu bringen. Als Fan der Serie habe ich mir natürlich Exemplar vorbestellt und schauen mal rein. Ein Teil ist der DLC „From Ashes“ (Aus der Asche), der schon im Vorfeld für Diskussionen sorgte, da er für Käufer der normalen Version kostenpflichtig ist. Aber der Reihe nach.

Mass Effect 3 N7 Collectors Edition
Für schlappe 70€ (mittlerweile um einiges mehr auf den gängigen Auktionsplatformen) liefert EA die Collectors Edition von Mass Effect 3 aus. Sie besteht grob gesagt aus zwei DVD-Hüllen, die von einem Dünnen Karton zusammengehalten werden: Ein sog. Steelbook, also eine DVD-Hülle aus Metall statt aus Plastik, auf der jeweils die männliche und weibliche Standard-Version des Hauptcharakters gedruckt ist – hier nimmt jemand den Ausdruck „Wendecover“ nur allzu wörtlich. In ihm Enthalten sind die beiden Spiel-DVDs sowie zwei Zettel. Die eine enthält eine Schnellanleitung und den CD-Key zur Registrierung des Spiels auf EAs Online-Platform Origin, welche auf dem PC zwingend Voraussetzung ist. Der zweite ist Werbung für Kingdom’s of Amalur bzw. genauer der Demo, wodurch man weitere Gegenstände für das Spiel freischalten kann. So ungefähr dürfte auch die normale Version aussehen, bis auf das Steelbook.
In der zweiten Hüllen, die aus bedruckter, dünner Pappe besteht, finden sich die restlichen physikalischen Extras: Ein kleines Artbook mit Konzeptzeichnungen und zugehörigen Erklärungen. So was finde ich immer gut, auch wenn das hier schon sehr klein ist. Etwas ernüchternder ist dann die Tatsache, dass es sich um eine abgespeckte Version des Buches „The Art of the Mass Effect Universe“ handelt. Teilweise wurde nichtmal die Texte geändert, da wird noch von Zeichnungen von zerstörten Arealen der Salarianer-Heimatwelt Sur’Kesh gesprochen, die in der kleinen Fassung überhaupt nicht vorhanden sind. Dafür kostet das große Buch auch knapp 25€, deckt dafür alle Spiele ab. Als weiters Extra ist ein Aufnäher mit dem N7-Logo dabei, der auf der Rückseite auch an einem Klettverschluss befestigt werden kann. Nicht gerade der Brüller. Besser ist da schon der erste Teil des „Invasion“-Comics, dessen Handlung bestimmt in einem DLC aufgearbeitet wird. Ich habe mir die beiden anderen in der Komplettausgabe gekauft, für Fans finden sich hier viele zusätzliche Informationen zur Story und Charakteren. Als letztes ist noch eine kleine Postkarte mit einem schönen Motiv der Normandy dabei, die aber viel zu klein zum irgendwo ausstellen ist.
Zu guter letzt gibt es noch eine Reihe rein digitaler Extras. Shepard bekommt für sein Schiffs-Outfit einen Kapuzenpulli im N7-Stil (den man sich physikalisch im BioWare-Shop kaufen kann), der aber etwas lächerlich aussieht. Hier verhandelt Shepard im schlabbrigen Kapuzenpulli mit den Anführer der andern Völker – wie sieht den dass bitte aus? Wenig besser wird es mit dem Roboter-Hund im Stil der Fenris-Mechs des ersten Teils, der die Landenbucht der Normandy unsicher macht – mehr aber auch nicht. Unterhaltungswert: keine fünf Minuten…
Neben Vorbesteller Gegenständen (auf die ich Verzichtet habe, da mich Amazon zuletzt bei Rage schwer enttäuscht hat und ich deswegen für solche Dinge wieder zu Okaysoft gewechselt bin) gibt es noch ein Paket von N7-Waffen für das Spiel. Sind werden im verlauf freigeschaltet und sind nützlich, aber auch nicht unverzichtbar. Auf die stark verziehende Submashine-Gune habe ich verzichtet und stattdessen ein anderes Modell gewählt. Die Skin-Packs überspringe ich einfach, die braucht man wirklich nicht. Abgerundet wird das Packet vom sehr guten Soundtrack (als wav-Dateien) und Avataren für das BioWare Forum. Nicht zu vergessen der kostenlose DLC, dazu mehr weiter unten.
Mein Fazit: Ich habe schon besseres gesehen. Für die 70€ bieten andere Sammleredition deutlich mehr, vor allem physikalisches. Der Trend hin zu immer mehr Vorbesteller- und rein digitalen Extra stört mich als Sammler besonders. Die Big-Daddy-Figur von BioShock macht sich gut neben der Büste von Geralt von Riva, zudem schaue ich mir gerne die großen Artbooks von StarCraft 2 oder Age of Empires 3 an (ich hab da ein Faible für, liegt wohl daran dass ich selbst künstlerisch völlig unbegabt bin). Hier hat sich EA nicht mit Rum bekleckert, selbst für Fans dürfte die normaler Version ausreichen.
Einen guten Einblick gibt das fast 6 Minunten lange Boxenstopp-Video der GameStar.

DLC „From Ashes“ / „Aus der Asche“
Dass Spiele heute mit günstigen DLCs statt großen Add-Ons versorgt werden darf getrost als normal angesehen werden. Durch die digitalen Vertriebswegen lassen sich schneller und mit weniger Kosten und Risiko kleinere Content-Pakete verteilen, was früher schlicht nicht möglich war. Auch das DLCs zeitgleich mit dem Spiel veröffentlicht werden ist nichts neues, war es schon bei Dragon Age 2 ein ganz ähnlicher Fall: Ein DLC mit zusätzlichen Charakter war zum Release erhältlich, Käufer der limitierten Signature Edition bekamen ihm umsonst, alle anderen wurden mit 10€ zu Kasse gebeten. Dass es diesmal aber so große Welle geschlagen hat dürfte zum einen daran liegen, dass die Signature Edition von Dragon Age 2 nur in ihrer Stückzahl limitiert war, aber zum Normalpreis verkauft wurde und das Spiel schon vor dem Release in der Luft zerrissen wurde. Dies war aber bei Mass Effect 3 nicht der Fall, und so machte der DLC schon vor seiner Veröffentlichung Schlagzeilen. Ich habe mich davon aber nicht beirren lassen und gebe meine Bewertung erst ab, nachdem ich ihn gespielt habe, und hier ist sie:

Screenshot: Rückblick im DLC From Ashes
Rückblicke zeugen vom Kampf der Protheaner gegen die Reaper

Die große Kontroverse wurde auch davon ausgelöst, dass es sich bei dem neuen Begleiter von Shepard um einen Protheander handelt. Jenes sagenumwobene Volk, das 50.000 Jahre vor den Ereignissen von Mass Effect von den Reaper ausgelöscht wurde. So dachte man zumindest. Auf der Menschenkolonie Eden Prime, die im ersten Teil der Serie Schauplatz der ersten Mission war, haben Wissenschaftler von Cerberus die intakten Lifepods eines Protheaners gefunden. Die gleichen Geräte waren auch auf Ilos, allerdings defekt oder ohne Energie, so dass die Insassen starben. Sie wurden konstruiert, damit einige Protheaner die Reaper-Invasion überlegen und danach das Reich neu aufbauen können. Daraus wurde nichts, da der Soldat namens Javik der letzte seiner Art ist.

Screenshot: Javiks Raum auf der Normandy
Javiks Raum auf der Normandy wird von leichten Grafikfehlern geplagt…

Shepard kann ihn überzeugen sich anzuschließen, was einen starken Biotikerkrieger (Klasse: Vanguard/Frontkämpfer) eine willkommene Verstärkung für Shepards Team ist. Er nistet sich in Grunts altem Raum ein und bringt auch einige Einblicke in die Kultur der Protheaner, was Fans, die jedem Storyfetzen nach hecheln gefallen wird. Da das meiner Erfahrung nach sehr viele sind dürfen sie sich zurecht von BioWare schlecht behandelt fühlen, einen solch nicht unwichtigen Teil des Universums nur gegen Extra-Bezahlung zugänglich zu machen. Der Diskussion um die Entwicklung schließe ich mich nicht an, da ich die internen Prozesse von BioWare nicht kenne und deswegen nicht mit halb wissen über sie urteile (dürfte aber immer noch mehr sein als die meisten Leute im Bereich der Softwareentwicklung verfügen…).
Was ich aber kritisiere ist der Preis: der DLC wird für 800 Punkte (entspricht ungefähr 7€) verkauft, was dem des sehr guten „Lair of the Shadow Broker“ aus Mass Effect 2 entspricht. Daran kommt der DLC nicht heran, von der Länge und Qualität entspricht er in etwas „Kasumis Stolen Memories„. Was der Mission an Originalität fehlt (ist im Endeffekt eine 08/15 Standard Mission) werden durch die zusätzlichen Infos wieder wett gemacht. Der selbe Preis von 560 Punkten (~5€) wäre hier angemessen.
Fazit: Für Fans sehr interessant, wer einfach nur durch hetzt braucht den DLC nicht. Vom Preis halte ich ihn für leicht überteuert. Letztlich muss aber jeder selbst entscheiden, ob er den DLC haben will oder nicht – für die Hauptstory ist er nicht relevant.