Jump & Run gehört zu meinen liebsten Genres, vor allem, wenn sie in zwei Dimensionen bleiben. Ich verbinden damit sehr viel Nostalgie, vor allem die Spiele mit einem italienischen Klempner von einer legendären Spieleschmieden aus Kyoto, Japan. Egal ob stationär oder mobil, diese Spiele gehen eigentlich immer. Eines ist mir besonders in Erinnerung geblieben, auch wegen einem Stromausfall und Salamibroten. Am 21. Oktober 1992 erschien Super Mario Land 2: Six Gold Coins in Japan, Europa musste bis zum 28. Januar 1993 warten.
Den ersten Teil von Super Mario Land haben meine Schwester und ich mit dem Gameboy dazu bekommen, neben Tetris und einer Auswahl anderen Spielen, die unsere Eltern für passend hielten. So kamen wir schon sehr früh mit Super Mario in Verbindung, auch wenn das Mini-Sprite kaum etwas von ihm zeigte, die Verpackung war da prägender. Der Nachfolger sollte das ändern, wie vieles.
Größte Neuerung (no pun intended) von Super Mario Land 2: Six Gold Coins sollte die Grafik sein. Wo der Vorgänger noch Winz-Sprites zeigte, ist hier alles größer: Mario, die Gegner, die Objekte in den Level. Die Grafik wirkt wie stark herangezoomt, durch die riesigen Sprites gab es kaum Übersicht. Dadurch ist aber vieles endlich erkennbar, wie Marios Proportionen und auch was die Gegner eigentlich darstellen sollten – die Vampir-Ninjas im Vorgänger waren mir nicht als solche erkennbar, wobei ich auch selten bis dahin kam. Das änderte der zweite Teil auch, man konnte nämlich das Spiel speichern. Heute eine Selbstverständlichkeit, war das damals geradezu revolutionär. Dazu unterstützt das Spiel drei Profile, praktisch für in Familien geteilte Spielen, wie bei uns. Ebenfalls neu war, dass ich nicht nur nach rechts, sondern auch wieder zurücklaufen konnte. Das Spiel scrollt in alle vier Richtung und das auch ausreichend flüssig, für die stark limitierte Hardware des Gameboys. Nur vor deutlichen Slowdowns ist die Grafik nicht gefeilt, selbst in der von mir gespielten, emulierten Version. Generell ist das Spiel auch ein eher gemütliches Jump & Run, wodurch es erträglich wird.
Die Story ist so platt wie üblich: Marios Erzfeind Wario hat sich dessen Schloss bemächtigt, Mario muss nun die sechs Goldmünzen finden, die Warios Handlanger haben. Da ist viel Abwechslung dabei, es geht in einem Wal, in einen überdimensionalen Spielzeug-Mario und ins Weltall. In letzterer ist der Endgegner Tatanga, der im Vorgänger der Endboss des Spiels war, hier zum Handlanger degradiert. Die Gegner sind ebenso bunt gemischt, neben den für die Serie typischen Koopas und Goombas gibt es im Grusellevel fliegende Aale, einen sehr jugendlichen Vampir, der Fledermäuse aussendet und lebende Schirme (könnte auch ein Pilz sein). Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir eine Kreatur, die aussieht, als würde sie ein Hockeymaske tragen, die aber seinen ganzen Körper bedeckt und in der ein Schwert steckt. Da haben sich die Designer wirklich ausgetobt. Die Hexe am Ende wirkt dagegen schrecklich klischeehaft.
Auch das Leveldesign strotz vor kreativen Ideen: Speziell in Mario-Figuren-Welt unterscheiden sich die Umgebungen stark: Das erste Level hat viele Zahnräder als Stilelement, das dritte besteht nur aus Seifenblasen, die passend platziert wurden und das vierte nutzt Noppenbausteine als Levelidee. Kurioserweise besiegt man am Ende die drei kleinen Schweinchen. Also denke ich zumindest, weil man drei Schweine erledigen muss, klassisch durch darauf hüpfen. Wobei viermal statt dreimal…
Jeder der sechs Welten besteht aus drei bis vier Level, dazu gibt es auf der Oberwelt ein paar zusätzliche. Alle können mehrfach angegangen werden, praktisch um die versteckten Ausgänge zu weiteren Level zu finden. Oder um Münzen zu sammeln, im Gegensatz zu den meisten andern Mario-Spiele kann man bis zu 999 sammeln und dann in einer Casino-Höhle gegen Extraleben verzocken. Power-Ups gibt es auch, wie den bekannten Pilz und die Feuerblume, letztere verpasst Mario eine schicke Feder auf der Stirn. Neu ist die Karotte, durch die Mario Hasenohren bekommt, mit denen er schweben kann. Ich weiß nicht, was die Inspiration dazu war, würde aber auf etwas aus der japanischen Mythologie tippen.
Hat Mario alle sechs Münzen ergattert, kann er zurück zu seinem Schloss und sich daran machen, Wario zu vertreiben. Das letzte Level ist sehr lang und nicht ohne, wobei das Spiel allgemein nicht allzu schwer ist. Der finale Kampf mit Wario gehört da dazu. Super Mario Land 2 ist deshalb auch wahrscheinlich eines der ersten, wenn nicht gar das erste Spiel, dass ich jemals durchgespielt habe. Ich kann mich aber nicht daran erinnern, vielleicht täusche ich mich auch da. Zumal die technische Entwicklung damals so schnell voran schritt, dass ich oft und schnell zu anderen Spielen gewechselt bin. Und älter und auch besser in Videospielen wurde, aber weniger zu den alten zurück kehrte, Nostalgie war mir damals noch fremd. Eines bleib mir aber in Erinnerung: Das letzte Level im Weltall inkl. Boss haben mir und meiner älteren Schwester lange Probleme bereitet. Geschafft hat sie es schließlich an einem Tag, der mir nur deshalb in Erinnerung blieb und nicht, weil an diesem Tag unser Haus von einem Stromausfall betroffen war und es deshalb nur Salamibrote zum Mittagessen gab.
Nach Super Mario Land 2: Six Gold Coins ging es ungewöhnlich weiter. Es gab noch einen dritten Teil, indem aber auf einmal Wario die Hauptrolle übernahm und sich durch allerlei Level rammte. Ich habe es nie gespielt, habe aber die Wiederveröffentlichungen auf 3Ds und Switch, mal sehen, ob ich es irgendwann mal irgendwo unterbringe. Es wurde zu einer eigenen Reihe mit vier Titeln. Die weiteren Spiele mit dem italienischen Klempner hatte andere Untertitel, bis 2011 Super Mario 3D Land auf dem 3Ds erschien. Es war eines der wenigen Spiele, die den Tiefeffekt des Displays spielerisch sinnvoll nutze. Ich bin wegen der eigentümlichen Kamera aber nie so wirklich warm damit geworden, wie bei fast allen 3D Jump & Runs. Mario hat noch viele weitere Abenteuer in Welten und Galaxien erlebt, hat Wunder vollbracht und eine Odyssey durchgemacht. Zumindest bisher ist aber nicht in ein Land zurückgekehrt.