Review: Borderlands 2 DLCs

Borderlands 2 war nicht mehr der Überraschungshit wie der erste Teil, das war schon eher ein kalkulierter Erfolg. Nicht zuletzt wurde schon vor dem Release ein Season-Pass, welcher vier Story-DLCs enthalten sollte, angekündigt. Ich hatte mittlerweile die Zeit sie zu spielen und hier ist jetzt mein Senf dazu. Zu bemerken ist dass Gearbox sich nur für den letzten Verwantwortlich zeigt, die DLCs mit Captain Scarlett und Sir Hammerlock wurden von Triptych Games entwickelt (die ansonsten bei Duke Nukem Forever geholfen haben und Casual Games entwickeln), der zweite wurde von The Workshop entwickelt, welche ansonsten nur ein Playstation-Move-Spiel entwickelt haben.
Alle DLCs haben eines gemein: im normalen Spielmodus kann man sie aber Level 30 besuchen und sie spielen nach der Story des Hauptspiels, nehmen deswegen auch auf dessen Ereignisse Bezug. Ich versuche mich hier mit Spoilern so weit wie möglich zurück zu halten, ganz geht es aber nicht immer. Zudem sei anzumerken, dass ich auf „Normal“ weitergespielt hab – weshalb der Schwierigkeitsgrad ein wenig niedrig ausfiel, da ich nach dem ersten DLC entsprechend überlevelt war und viel bessere Waffen hatte. Zudem bietet keiner neue Spielsysteme, es sind reine Inhaltserweiterungen. Als gemeinsame Neuerung enthalten alle einen sog. Raid-Boss, einen besonders starken Gegner, den man nur mit einer guten Gruppe oder sehr guter Ausrüstung bezwingen kann. Ich habe mich an Zweien versucht, aber bin sehr schnell gescheitert und habe es nicht weiter versucht.

Captain Scarlett and Her Pirate’s Booty
Der erste DLC spielt in einem bisher nicht besuchten Teil des Kontinents von Borderlands 2, in einer wüstenartigen Region im Nordosten, südlich des Hero’s Pass. Die Region ist sehr groß, von weitläufigen Canyons durchzogen und zudem von Sandwürmen durchsetzt, zu Fuß ist man quasi nur Futter. Gut dass den Vault Hunters ein neues Fahrzeug zur Verfügung steht, der schnell Sandskiff, mit welchem man die Würmen einfach überfahren kann, wie man es mit fast allen Gegnern im ersten Teil machen konnte.

Screenshot: Bossgegner im ersten DLC
Einige der Gegner sehen denen aus einem anderen Spiel verdächtig ähnlich…

Schräge Charaktere gibt es vor allem in Form des letzten Bewohners der Wüstenstadt Oasis, die namens gebende Captain Scarlett ist leider viel zu durchschaubar und auch nur bemüht lustig (Mal ganz abgesehen davon, dass sie die gleiche Sprechering wie Lilith und Tannis hat und man es deutlich hört). Ansonsten kann man die neuen Charaktere an einer Hand abzählen, sie sind aber alle gut, aber nicht überragend und einfach zu wenige. Neue Gegner gibt es nur wenig, die meisten heißen zwar anders und haben ein Piraten-Thema bekommen, aber im Endeffekt sind es nur die bekannten Banditen. Die neuen, sehr dicken Brocken erinnern stark an die Big Daddys aus BioShock und halten entsprechend viel und können je nach Art auch gut austeilen aus. Besonders nervig sind die Anchorman, welche mit einer Harpune den Spieler zu sich ziehen und einen in den unangenehmen Nahkampf zwingen.

Screenshot: Captain Scarlett
Captain Scarlett ist leider zu durchsichtig um ein wirklich spannender Charakter zu sein.

Das Piraten-Setting wurde konsequent durchgezogen: nicht nur die Behausungen und Gegner, sogar die Loot-Kisten haben ein neues Aussehen bekommen. Auch ist nicht alles Wüste, man besucht auch eine schön gestaltete, von einem Fluss durchzogene Höhle und eine weniger einladende Raffinerie. Leider gibt es in diesen Level viele unsichtbare Wände, ein ziemlich billiger Trick um den Spieler daran zu hindern, an Orte zu kommen an die er nicht sollte. In einem Spiel, dass das Erkunden der weitläufigen Spielwelt belohnt sollte das eigentlich nicht sein, zumal mit im Hauptspiel weit weniger aufgefallen sind.
Fazit: Der erste DLC bringt keine großen Neuerungen, aber Nachschub an Inhalten für Borderlands-Fans. Die Story ist leider sehr vorhersehbar und die neuen Charaktere kommen nicht an die großartigen des Hauptspiels heran, gerade ein Bösewicht vom Schlage eines Handsome Jack fehlt deutlich. Trotzdem in guter DLC mit ordentlicher Spielzeit von neun Stunden.

Mr. Torgue’s Campaign of Carnage

Screenshot: Leere Arena
Der DLC ist glücklicherweise mehr als nur eine endlose Reihe von Arenen.

Bei der Ankündigung des zweiten DLCs war ich skeptisch: schon wieder so ein (öder) Arena-DLC wie im ersten Teil? Dabei kann man sich doch schon einen Slaughter-Dome nachkaufen? Aber da lag ich etwas falsch: Ja, der Waffenfabrikant Mr. Torgue, hat eine Arena im (von ihm so benannten) Badass Crater of Badassitute gebaut und sucht den größten Badass von Pandorra, um ihn (oder sie) mit Loot zu überschütten. Da der Spieler als Vault Hunter bereits eine sehr gute Reputation hat, wird man von ihm aufgenommen, muss sich aber die Rangliste hinauf kämpfen – allerdings nicht komplett, zu einem direkten Duell kommt es nur mit vier Kontrahenten. Dazu braucht man noch einen Sponsor, welche sich schnell als eine alte Bekannte in diesem Geschäft entpuppt. Aber auch einige andere Figuren aus Boderlands 2 lassen sich blicken und vergeben hauptsächlich Nebenquests, darunter Scooter, Sir Hammerlock und Tiny Tina. Mr. Torque als neuer Charakter geht mir dagegen mit seinem ständigen Geschrei nur auf die Nerven. Weitere neue Charaktere sind die entsprechenden Gegner auf der Rangliste, aber werden zu schnell aus der Geschichte entfernt um wirklich einen Eindruck zu hinterlassen, zudem sind die sehr stereotyp und vorhersehbar.

Screenshot: Training von Tiny Tina
Die Trainingslektion von Tiny Tina sind sehr unkonventionell.

Mit den Quests haben sich die Entwickler von The Workshop Mühe gegeben, auch wenn keine an die Qualität deren im Hauptspiel heran reichen. Die wenigen neuen Gegenden sind Borderlands-typisch sehr weitläufig, ein neues Fahrzeug gibt es aber nicht – man vertraut weiter auf die beiden bekannten Gefährte aus dem Hauptspiel. Größtenteils ist man in öden Wüstengegenden unterwegs, etwas Abwechslung bietet nur die Torque Forge, welcher aber eher wie ein Schrottplatz auf einem Vulkan aussieht – was aber für eine sehr stimmungsvolle Beleuchtung sorgt. Als ein der wenigen Neuerungen gibt es Waffenautomaten, welche nur Waffen der Firma Torque verkaufen und die von Marcus ersetzten. Man kann die Waffen auch nicht für Geld kaufen, sondern für Torque-Tokens, welche man für das abschließen von Quests bekommt oder in dem man große Gegner in der Arena bezwingt. Da die Waffen nicht unbedingt man Favorit sind und die besten zudem noch sehr teuer sind führt das zu einem langweiligen grinden der selben Quests, was mir einfach zu langweilig ist, zumal die „Belohnung“ dann nicht gerade der Brüller sind. Der Umfang fällt mit gerade mal fünf Stunden Spielzeit eher kurz, ohne die Wiederholungen gerechnet. Ein durchschnittlicher moderner Shooter bietet zwar meist kaum mehr, von Boderlands bin ich aber anderes gewöhnt. Nach abschließen der Story bleibt aber sonst nichts mehr zu tun. Zumal das versprochene Loot eher karg ausfällt, neben einigen Torque-Tokens gab es Gegenständen von weißer und grüner Qualität mit einzelnen blauen – da haben alle anderen DLCs deutlich mehr geboten.
Fazit: Ich hatte hier mit einem reinen Arena-DLC ala Mad Moxxis Underdome Riot für Borderlands 1 gerechnet, aber die Entwickler haben eine brauchbare Story darum gestrickt. Trotzdem für mich einer der schlechteren DLCs, vor allem aufgrund der kurzen Spielzeit und der wenigen Inhalten nach Abschluss der Story. Das sammeln von Torque-Tokens indem man immer und immer wieder die selben Quests macht reizt mich einfach nicht genug.

Sir Hammerlock’s Big Game Hunt
Auf diesen DLC habe ich mir sehr gefreut, da Sir Hammerlock einer meiner liebsten Charaktere in Borderlands 2 ist. Man trifft sich mit ihm zur Großwildjagd auf dem neuen Kontinent Aegrus, welcher vor allem aus Sümpfen und Dschungel besteht – wobei man letzteren nur von Außen sieht. Neben diesen Gegenden besucht man eine Art Hochland, eine verkommene Forschungseinrichtung und ein ehemaliges Schiff von Hyperion. Wirklich abwechslungsreich sind die Umgebungen aber nicht, oliv-grüne Farbtöne dominieren alle Umgebungen. Die Levels sind gewohnt weitläufig, zur schnelleren Fortbewegung steht ein neues Gefährt, das auch wassertaugliche Fan-Boat zur Verfügung. Leider ist es nur ein gutes Stück langsamer als alle anderen Fahrzeuge, was die Fahrten etwas öde gestaltet. Es ist mit einem Maschinengewehr und einem Laucher ausgerüstet, welcher mit Corrosive, Shock oder Fire-Projektilen ausgestattet werden kann. Mir ist aber aufgefallen, dass die Waffen besser funktionieren, wenn man Stück vom Gegner entfernt ist, sonst treffen sie bei weitem nicht so viele Schüsse.

Screenshot: Fan-Boat im dritten DLC
Fan-Boats sind das neue Gefährt, an die Gegebenheiten im Sumpf angepasst.

Bei der Story bleibt es aber nicht lange nur bei der Jagd, man trifft schnell auf Professor Nakamura, welcher sich als großer Verehrer von Handsome Jack herausstellt. Nach dessen vorzeitigen Ableben, an dem die Vault Hunter nicht ganz unschuldig sind, ist er natürlich sauer auf sie. Als sie auch noch anfangen, seine Pläne Handsome Jack zu klonen zu sabotieren erklärt er sie zu seinen Erzfeinden, er stellt sich aber aus ausgesprochen unfähig heraus. Neben ihm und Sir Hammerlock trifft man nur auf wenig bekannte Gesichter, dafür auf einige neue Gegner: Neben den Ureinwohnern des Kontinents, welche sehr an Aborigines oder Bewohner von Afrika und Südamerika erinnern, und den bereits bekannten Bullymongs trifft man auf die riesige, auf schmalen Stelzen laufenden Wetland Drifters, auf riesige Sporen (die verdächtig an die selben aus Sanctum erinnern) und andere Vertreter der örtlichen Fauna. Natürlich macht man auch Jagd auf die, was sich aber als öde Grind-Quests entpuppen – zumal Sir Hammerlock stets in der Lodge zurückbleibt und sich nur hin und wieder per Echo-Kommunikator meldet. Hier hat man durchaus eine große Chance vertan.

Screenshot: Wilde als neue Gegner
Die Ureinwohner des Kontinents sind stärker als gedacht.

Auch ansonsten bietet der DLC wenig neues. Die kurze Spielzeit von gerade mal fünf Stunden wird durch die langen Laufwege, die trotz des lahmen Fahrzeuges entstehen da die Levels etwas ungeschickt angelegt sind, noch weiter gestreckt und bietet kaum Highlights. Nach Abschluss der Geschichte bleibt auch nicht viel zu tun, es gibt nur eine Handvoll neuer Quests, welche aber wieder durch die selben Gebiete führen.

Fazit: Ich muss zugeben, von diesem DLC bin ich am meisten Enttäuscht. Bei Mr. Torgue’s Campaign of Carnage hatte ich mich auf eine eher nicht so tollen DLC eingestellt, hier hatte ich aber viel Potential vermutet. Stattdessen bekommt man ein eher langweiliges, sehr großes Gebiet mit einem lahmen Fahrzeug und uninspierten Quests vorgesetzt. Insgesamt zwar nicht schlecht, aber eben nichts was wirklich bemerkenswert ist und nie an die Qualität des Hauptspiels heran reicht. Schade wenn ich daran denke, was man daraus hätte machen können.

Tiny Tina’s Assault on Dragon Keep
Jeder braucht mal eine Abwechslung vom Alltag des ständigen Tötens von Gegnern und aufsammeln der Beute, warum dann nicht ein Spiel? Die erste Generation von Vault Hunters spielt deswegen mit Tiny Tina eine Runde „Bunkers and Badasses“, die Borderlands-Version von Dungeons & Dragons. Die Spielfiguren sind hierbei die neuen Vault Hunter, damit man auch selber spielen kann. Also zieht man los um in einer mittelalterlichen Fantasy-Welt die Königin aus den Klauen des Handsome Sorceres zu befreien. Die neuen Gebietet sind gewohnt weitläufig, aber mit viel Liebe zum Detail gestaltet – aber leider auch mit vielen unsichtbaren Wänden ausgestattet. Sie erreichen nicht ganz die Dimensionen der anderen DLCs, da man nur zu Fuß unterwegs ist. Auf seiner Reise durchquert man man einen verwunschenen Wald, eine Zwergenfestung und -schmiede, einen großen Höhlenkomplex und natürlich die namensgebende Dragon Keep, in der der Handsome Sorcerer haust.

Screenshot: Gruppe von NPCs auf einer Quests
Auch nach der Geschichte gibt es noch sehr gute Quests, z.b. sich mit einer anderen Spielergruppe herumschlagen.

Dem Setting gemäß gibt es jede Menge neuer Gegner, angefangen bei Orks, Spinnen, Skelette und Ritter und Paladine. Mit ist aufgefallen das viele resistent gegen Feuerschaden sind, eine Waffe mit einem anderen Elementarschaden ist also von Vorteil. Auch sind es wenig bekannte Gegner mit neuem Namen und leicht verändertem Aussehen, auch ihr Verhalten ist anders. Ritter schützen sich zeitweise hinter ihren Schilden, Paladinen können ihr Energie-Schild neu aufladen und auf dem Boden einen starken Flächenschadensbereich erzeugen. Für Abwechslung im Vergleich zum Hauptspiel ist auch hier gesorgt. Aber nicht nur hier, die Aufgaben bieten viel Abwechslung und einige spaßige Neuerungen, die ich aber hier nicht vorweg nehmen will.

Screenshot: Neue Kisten mit Würfeln
Neue Kisten enthalten je nach Wurf bessere Beute.

Die Geschichte verläuft stark chaotisch, nicht zuletzt da sie von Tiny Tina erzählt wird. Viele Figuren aus Borderlands haben einen erneuten Auftritt, unter anderem Moxxi mit einer Taverne, Ellie als Stadtwache und leider taucht auch Mr. Torque erneut auf. Wie erwartet wird nicht nur die Geschichte von Borderlands, sondern auch so ziemlich alles, was im Fantasy-Genre Rang und Namen hat durch den Kakao gezogen. Allerdings ist es nicht nur purer Klamauck, es gibt auch eine ernste Seite der Story, die will ich hier aber nicht verraten. Aber auch danach gibt es genug zu tun, nach Abschluss der Geschichte gibt es noch eine ganze Reihe neuer, abwechslungsreicher Aufgaben inkl. einer kleinen Storyline und einen neuen Slaugther-Dome mit den Gegnern aus dem DLC, der auch ordentlich Beute abwirft und mit einigen Überraschungen aufwartet.
Fazit: Endlich mal ein DLC, der sein Geld wert ist – das Leveldesign, die Geschichte und der Humor sind auf einem Niveau mit dem Hauptspiel, stellenweise sogar besser. Man merkt deutlich, dass kein anderes Studio sondern Gearbox daran saß und vor allem wieder einen gute Bösewicht eingebaut hat, auch wenn die parallelen zu Handsome Jack sehr groß sind, auch wenn sie gewollt sind. Man bekommt nicht nur eine sehr gute Geschichte, sondern auch noch jede Menge neue Quests nach dem Hauptspiel. Für jeden, der das Hauptspiel mochte ist dieser DLC quasi ein Pflichtkauf.

Fazit: Die Qualität der DLCs schwankt doch sehr stark. Tiny Tina’s Assault on Dragon Keep ist ein Pflichtkauf für jeden Fan, die anderen liefern solide bis gute Erweiterungen, für alle die Abwechslung im Loot-Altag brauchen. Man merkt einfach, dass die ersten drei DLCs von anderen Entwicklern erstellt wurden. Wirklich seinen Preis von 10€ ist nur der letzte Wert, die anderen würde ich nur im Sale kaufen oder gleich zum Season-Pass greifen, welcher auch noch das erste erhöhte Maximal Level enthält.