Review: Doom 3 BFG Edition Klassiker

Warum genau Bethesda eine Neuauflage von Doom 3 aus dem Jahren 2004 dieses Jahr herausbrachte ist mir zwar ein wenig ein Rätsel, aber das werden die Marketingleute bei Zenimax besser wissen. Ich dachte ja als PR-Aktion für Doom 4, aber da davon noch nichts offizielles zu sehen ist eher nicht. Fest steht: Über 8 Jahre nachdem Doom 3 veröffentlicht wurde, hat id Software eine Neuauflage produziert. Neben dem Grundspiel ist auch das Add-On Ressurection of Evil sowie neue Missionen in Form der „Lost Missions“, die es nicht in das ursprüngliche Spiel geschafft haben. Es wurden am Spiel Änderungen vorgenommen, auch um das Add-On in Deutschland veröffentlichen zu können, welches in seiner ursprünglichen Fassung auf dem Index steht. Wie groß sie sind weiß ich noch nicht, da ich mich erstmal den Klassikern gewidmet habe. Meine Eindrücke zu Doom 3 gibt es später in einem separatem Artikel
Neben dem Spielen aus 2004 hat id Software auch die Klassiker The Ultimate Doom und Doom 2 – Hell on Earth dazu gepackt. Auch hier gab es Änderungen, auch wenn sie eher margial ausfielen. Leider nicht enthalten sind die Master Levels, die sind nach wie vor nur schwer auf CD-Rom oder über Steam erhältlich (nicht mit deutschen Accounts). Dazu fehlt der Mehrspielermodus, ob mit den WAD-Dateien die neu entwickelten Clients wie zDeamon oder Skulltag genutzt werden können habe ich nicht getestet, vorhanden sind sie aber. Da der Multiplayer des Originals auf IPX/SPX setzt, was heute niemand mehr verwendet und inkompatibel mit TCP/IP ist, hätte der komplett neu entwickelt werden müssen, was irgendwo verständlich ist. Bei den Konsolenversionen für XBox360 und PS3 wurde das aber gemacht, dort gibt es den Multiplayer für die Klassiker. Neue Levels gibt es trotzdem in Form der Episode No Rest for the Living, welche bisher nur in den Xbox-Version von Doom 2 enthalten war, hat es auch für den PC geschafft. Ob sie mit den Klassikern mithalten kann…

The Ultimate Doom

Ich habe chronologisch gespielt, ergo hab ich als erstes „The Ultimate Doom“ von 1993 angepackt. Doom war vielleicht nicht der erste Ego-Shooter, aber sicher das Spiel, dass das Gerne salonfähig machte. Damals grafisch wegweisend, mit hohem Spieltempo und, für damalige Verhältnisse, einen Grad an Gewaltdarstellung, der seines gleichen suchte. Heute ist das natürlich anders, die 2.5D Grafik mit ihren flachen Sprites, die sich mit dem Spieler drehen locken keine Grafikenthusiasten mehr hinter dem Ofen hervor, selbst Telefone stellen bessere Grafiken dar. Die Gewaltdarstellung ist immer noch sehr explizit (speziell die Todesanimationen der Gegner sparen nicht mit Details über deren Anatomie), aber selbst die USK hält sich mittlerweile für „comicartig“ und für Jugendliche ab 16 Jahre geeignet. Grafisch gibt es in der BFG Edition auch keine großer Veränderungen, einzig die Auflösung lässt sich weit über das Originalmaß von 320×200 Pixel schrauben. Das lässt sich aber nur über das Optionsmenü von Doom 3 einstellen, das von Doom und Doom 2 entspricht dem Original und hat damit so gut wie keine Einstellungsmöglichkeiten, nicht einmal die Tastaturbelegung. Man muss aber nicht das komplette Spiel neu starten, alles ist in ein Programm integriert. Nach dem Start erscheint ein Menü, in dem man das gewünschte Spiel auswählen kann.

Screenshot: Spiel mit Licht und Schatten in Doom 2
Das Spiel mit Licht und Schatten gab es schon vor dem drittel Teil.

Spielerisch hat sich nichts geändert. „The Ultimate Doom“ enthält vier Episoden mit je 8 Levels, geheime Levels nicht eingerechnet. Die Levels werden in linearer Reihenfolge gespielt, Waffen, Munition, Lebenspunkte und Rüstung werden in das nächste Level mitgenommen. Startet man eine neue Episode beginnt man wieder mit der Standard-Pistole. Der Rest des Waffenarsenals umfasst die Schrotfinte für kleine Gegner auf kurze bis mittlere Distanz, die Chaingun für große Gegnergruppen, der Raketenwerfen für große Gegnergruppen auf große Entfernung und die beiden verheerenden Energiewaffen: Die Plasma Gun und die Big F**king Gun, oder kurz BFG. Auch auf Seite der Gegner gibt es nichts neues, die bekannte Zombies und Dämonen stehen in den Levels herum und warte nur darauf, bis der Spieler in Sichtweite kommt.
Auch den Levels gab es keine für mich ersichtlichen Änderungen. Die Levels der ersten drei Episoden sind meistens relativ einfach aufgebaut und enthalten wenig extravagante Elemente. Erst die letzte Episode „Thy Flesh Consumed“, die ursprünglich nachgereicht wurde, enthält komplexere Levels und nutzt einige Eigenarten der Doom-Engine. Hält man z.b. die Sprinttaste gedrückt, kann man kleinere Abgründe einfach überlaufen (wie es ein gewisser italienischer Klemptner seit Ende der 80er macht).

Screenshot: Typischer Kampf in Doom
In dem Kämpfen kommt es auf kurze Reaktionszeit und die richtige Waffe an.

Das Gameplay mag heute altbacken anmuten, war aber damals eine Offenbarung: In Levels, die mehr an Labyrinthe als an die Schläuche moderner Shooter erinnern, muss man primär den Ausgang finden. Dazu müssen Schlüssel gefunden und Schalter umgelegt werden. Kombiniert wird das ganze mit bis dazu ungeahnt schneller Action. Das Gegneraufkommen ist aber selbst auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad noch vertretbar, selten ist man mit mehr als 10 Gegner gleichzeitig konfrontiert. Das Ende jeder Episode markiert ein großer Bosskampf, in dem in einem großen, weitläufigen Level ein besonders großer Gegner gefällt werden muss.
Die Kämpfe selbst sind vor allem von ihrer hohen Geschwindigkeit geprägt: im Vergleich zu modernen Shooter fliegt man gerade zu durch die Levels. Neumodischen Schnickschnack wie Ducken, Springen oder gar Deckungssysteme gibt es nicht. Man kann nicht einmal nach oben oder unten schauen, sondern kann das Sichtfeld nur in der horizontalen verändern. Das macht gerade fliegende Gegner wie Cacodemons höchst gefährlich, da sie sich auch schonmal außerhalb des Sichtfeldes aufhalten, aber trotzdem angreifen. Gegner auf höheren Ebenen lassen sich trotzdem treffen, indem man in ihrer Richtung zieht, den Rest erledigt das Spiel. Wenn man moderne Shooter kennt muss man sich daran aber erst einmal gewöhnen.
The Ultimate Doom mag aus heutiger Sicht altbacken, einfach und uninspiriert erscheinen, aber man muss die Zeit bedenken: 1993 gab es kaum Shooter auf dem Markt und vieles Standards mussten erst noch gesetzt werden. Doom tat genau das und wenn man sich nur die Entwicklung der weiteren Spiele ansieht, sieht man schnell, wie wichtig dieser Titel für ein ganzes Genre war.

Doom 2 – Hell on Earth

Doom 2 ist die direkte Fortsetzung zu Doom und schließt nahtlos an dessen Ende an: nachdem der namenlose Marine sich durch die verseuchten Basen und einen Teil der Hölle selbst gekämpft hat, kommt er auf die Erde zurück, nur um zu erkennen, dass hier auch bereits Dämonen wüten. Also macht er das, was er am besten kann. Die Level-Labyrinthe nach Schlüsseln, Schaltern und dem Ausgang absuchen und dabei jede Menge Gegner zu erledigen. Sein eigenes Arsenal wurden dabei lediglich um eine doppelläufige Schrotflinte erweitert, welche aber auf kurze Distanz ähnlich durchschlagend wie der Raketenwerfern ist.

Screenshot: Baron of Hell Monster
Ein Baron of Hell ist schon alleine ein gefährlicher Gegner.

Die Horden der Höllen haben aber einiges an Zuwachs bekommen. Der Hell Knight ist im Prinzip ein Baron of Hell mit halben Lebenspunkten, was noch wenig kreativ ist. Revenants sind groß, aber ansonsten quasi nur ein Skelett und feuern zielsuchende Raketen, Mancubi sind dagegen kaum zu übersehen und feuern drei Salven von je zwei Raketen, die verheerend wirken können. Der schwierigste neue Gegner ist aber der Arch-Vile. Nicht genug, dass er viel aushält und mit seinen Feuerattacken den Spieler aus dem nichts fast töten kann, nein er kann auch noch normale Gegner wiederbeleben. Das macht ihn zu einem höchst gefährlichen Gegner, der bei jedem Auftreten als erstes aufs Korn genommen werden sollte. Glücklicherweise sind sie relativ selten, aber man sollte sie auch nie auslassen. Mir ist es mehrmals passiert, dass ich einen übersehen habe (oder dachte ich hätte ihn erledigt), nur um später festzustellen, dass er im halben Level Gegner wiederbelebt hat.

Screenshot: BFG im Einsatz
Die BFG ist in Doom 2 fast schon eine Standard Waffe.

Die meisten Levels wurden gegenüber dem Original Spiel von 1994 nicht verändert, sind aber meist größer und komplexer als die Levels aus dem ersten Spiel. Auch der Schwiergkeitsgrad wurde stark nach oben geschraubt. Die Gegner treten nun häufiger in Massen auf, Munition ist aber meistens knapp bemessen. Die Levels sind auch mit einigen Fallen gespickt und es gehört wohl dazu, den Spieler immer wieder zu bestrafen. Nicht selten freut man sich, wenn man eine blaue Rüstung oder eine Mega-Sphere findet, nur damit nach dem Aufnehmen direkt zahlreiche neue Gegner erscheinen, deren Bekämpfung den vermeidlichen Bonus nicht selten direkt auffrisst. Nachdem im ersten Teil die BFG nur gegen sehr große Gegner zum Einsatz kam, ist sie nun mehr am Zug, alleine schon, um den Horden von Monstern Herr zu werden. Das macht das Spiel insgesamt zu einer Geduldsprobe (oder in meinem Fall: es testet die Stabilität meiner Nerven und Tastatur). Dadurch habe ich auch mehr als doppelt so lange für die ebenfalls 32 Level wie im ersten Spiel gebraucht. Die Levels sind nicht in Episoden gegliedert, sondern werden an einem Stück durchgespielt.

Screenshot: Umgestaltete Levels in Doom 2
Die versteckten Levels in Doom 2 wurden deutlich umgestaltet.

Eine größere Änderungen gab es dann doch: Im Original gab es zwei versteckte Level, die an Levels aus Wolfenstein 3D angelenht waren, was Architektur, Texturierung und Gegner angeht. Diese wurden soweit verändert, dass jegliche Nazi-Symbolik entfernt und die Gegner durch Standard-Doom-Zombies ersetzt wurden. Das gilt für alle Versionen gleichermaßen, sprich auch die Internationalen Versionen wurden verändert. In der ursprünglichen deutschen Version von Doom 2 wurden diese Levels entfernt, sie sind nun als erstmals legal in Deutschland spielbar.
Doom 2 setzt damit die Erfolgsgeschichte von Doom nahtlos fort. Man merkt deutlich, dass die Leveldesignern die neuen Möglichkeiten immer besser kennen lernen und immer größere und verrückter Level erschufen. Der gestiegene Schwierigkeitsgrad dagegen zeigt, dass sich das Spiel an Spieler des Vorgängers richtet. Am Grundlegenden Prinzip wurde nichts geändert, die Neuerungen sind klein, aber verändern das Spielgefühl deutlich.

Doom 2 – No Rest for the Living

Die, zumindest für PC-Spieler, neue Episode „No Rest for the Living“ schließt an Doom 2 an. Nachdem scheinbar alle Dämonen besiegt wurden, gibt es noch eine weitere Herausforderung: Ein Cyberdämon hat sich von den anderen Horden abgespalten und stellt seine eigene Armee auf. Klare Sache: das muss verhindert werden. Und da unser namenloser Marine auf der leeren Erde nichts besseres zu tun hat, schnappt er sich erneut seine Pistole und stellt sich den Horden von Dämonen.

Screenshot: Karte eines Levels aus No Rest for the Living
Die Karte eines Levels lässt erahnen, wie detailiert die Karten in der Zusatzepisoden sind.

Am Waffen und Gegner gibt es gegenüber Doom 2 nichts neues, nur neue Levels. Diese sind ungleich detailierter als die originale, speziell die Geometrie ist, für Dom-Engine-Verhältnisse, geradezu beeindruckend. Ein 486er wird sie aber nicht mehr Schultern können. Die Levels sind insgesamt sehr durchdacht, oft sieht man früh Teile, die man erst viel später erreicht. Oder es öffnet sich nach dem Aufnehmen eines Schlüssels eine versteckte Tür, die einen direkt zur zum Schlüssel passenden Tür führt. Die Gegner treten ähnlich zahlreich auf wie in Doom 2, aber die frustrierenden Stellen, in denen man bestraft wurde wurden größtenteils gestrichen. Der Schwierigkeitsgrad zieht ähnlich schnell an wie in Doom 2, nur über 8 statt 32 Levels verteilt. Die BFG gehört diesmal nicht zum Standard-Arsenal, sondern kann nur an versteckten Stellen im Spiel gefunden werden. Da es aber nie notwendig ist, große Mengen an Gegnern auf einen Schlag zu erledigen, kann man stattdessen auch nur auf die Plasma Gun setzten.
Am Spielprinzip selber wurde nichts geändert. No Rest for the Living ist deswegen auch kein neues Spiel, sondern nur ein Mappack für Doom 2. Ein sehr guter zwar, der die Möglichkeiten moderner PC nutzt, aber ansonsten keine Neuerungen bringt.

Was lässt sich nun zum Abschluss sagen? Die Klassiker wurden kaum verändert, was einerseits gut ist, da die Spielerfahrung nicht durch Verschlimmbesserungen verändert wurde. Andererseits: wer die Originalspiele bereits besitzt hat wenig Grund, sich nur wegen der Klassiker Doom 3: BFG Edition zu kaufen. Die neuen Levels in der Doom 2 Episode „No Rest for the Living“ sind zwar durch die Bank sehr gut, aber sie reichen aus meiner Sicht nicht als Rechtfertigung, das ganze Paket zum Vollpreis zu kaufen. Außer natürlich man ist ein Fan und kauft alles, wo Doom und/oder id Software drauf steht. Für Spieler ohne Kenntnis der Klassiker ist es bestimmt eine neue Erfahrung, die Spiele zu spielen, die viele Standards im Genre gesetzt haben und ohne die es sämtliche modernen Shooter in dieser Form nicht geben dürfte.