Review: Mass Effect 2 DLC 2. Runde

Ich hab mir weitere DLCs für Mass Effect 2 gegönnt, vorab etwas zu den Preisen, denn alle DLCs in diesem Artikel sind kostenpflichtig. Auf der BioWare-Seite kann man verschiedene Pakete kaufen, das größte kostet 13,94€ und bringt 1600 Punkte. Das Preis/Leistungs-Verhältnis aller Pakete ist gleich, man bekommt jedes mal pro Euro ~114,7 Punkte (wenn man es ganz genau nimmt ist das kleinste Paket das günstigste aufgrund der Rundung, aber da ist minimal). Bezahlt wird per Kreditkarte, Paypal oder anderen Online-Zahlungsdiensten. Etwas schlechter kommt die im regulären Handel erhältliche BioWare-Punkte Box weg: Sie kostet 14,99€ und bringt ebenfalls 1600 Punkte. Da sie aber keine weiteren Extras enthält (wie z.b. die von BattleForge, bei der man noch einen zusätzlichen Booster gratis bekommt), ist die reine Online-Variante vorzuziehen und eignet sich nur für jemanden, der allen angebotenen Diensten misstraut – aber derjenigen kauft wahrscheinlich auch keine DLCs.

Aegis Pack

Screenshot: Aegis-Rüstung
Aegis Rüstung am männlichen Standard-Shepard.

Der Aegis Pack ist einer der kleinen DLCs, kostet 160 Punkte und bringt beim Download ~20MB auf die Waage. Er enthält neue Rüstungsteile, die allesamt die Statuswerte verbessern und ein Scharfschützengewehr. Letzteres feuert drei schnelle Schüsse ab, hat ein nur sehr kleines Magazin und der Schaden der drei kombiniert Schüsse entspricht dem der anderen im Spiel verfügbaren Waffen dieser Klasse.
Fazit: Da man anderen Waffen mit vergleichbaren Eigenschaften findet ein DLC auf dem man auch gut verzichten kann. Auch für die Rüstung findet man genug Alternativen.

Firepower Pack
Der FirePower Pack fügt ebenfalls neue Waffen dem Spiel hinzu, drei an der Zahl: eine neue schwere Pistole, ein halbautomatisches Sturmgewehr und eine Geth-Schrotflinte. Die Pistole lasse ich mal außen vor, die fand ich schon im ersten Teil eher zwecklos, da sie viel zu wenig Schaden anrichten und für einen Soldaten ist sie sowieso nur als letzte Reserve zu gebrauchen. Das Sturmgewehr macht zwar gut Schaden und ist recht präzise, aber da es halbautomatisch funktioniert kann man nicht einfach die Maustaste gedrückt halten, sondern muss jeden Schuss manuell abfeuern, was auf Dauer etwas nervig ist. Ich habe wie während der Overlord-Missionen ausprobiert und bin für den Shadow Broker wieder auf mein anderes, zwar weniger präzises, aber durchschlagkräftigeres Sturmgewehr umgestiegen. Die Geth-Schrottflinte dagegen hat ihren Weg in meine aktiven Waffen gefunden: Sie macht zwar nur ähnlich viel Schaden wie die anderen Schrotflinten, dafür ist die Streuung wesentlich geringer und sie damit auch auf mittlere Distanz sehr effektiv.
Fazit: brauchbarer als der Aegis Pack, aber trotzdem nur „Nice to have“.

Overlord

Screenshot: Landschaft im Overlord DLC
Mit der Landschaft hat sich BioWare viel Mühe gegeben.

Jetzt geht es an den ersten Story-DLC, den Overlord Pack. Dieser kostet 560 Punkte (~5€) und der Download wiegt ein gutes Gigabyte. Dafür bekommt man ein neues Sternensystem und eine neue Nebenmission. Die Missionen rund um ein außer Kontrolle geratenes KI-Experiment von Cerberus spielt auf vier Stationen, die durch ein weiteres Level verbunden sind. Man trifft auf einer der Stationen ein, danach kann man entscheiden, welche der zwei weiteren man zuerst in Angriff nimmt, was spielerisch keinen Unterschied macht. Hat man diese beiden Missionen erfüllt, wird der Zugang zur letzten Station und zum Showdown frei. Das Level-Design ist durchgängig auf dem hohen Niveau das Hauptspiels, wobei dazu gesagt werden muss, dass die Missionen fast komplette Schläuche sind, nur das Verbindungslevel ist etwas offener gestaltet.

Screenshot: Sprungeinlage mit dem Hammerhead
Dass der Hammerhead mit einem klassichen Panzer wenig zu tun hat beweisen einmal mehr die Sprungeinlagen.

Ich hab mich als erstes für das Geothermische-Kraftwerk auf der Vulkan-Station entschieden. Auf dem Weg dorthin überquert man Lavaflüsse mit Sprungeinlagen des Schwebe“panzers“. Unterwegs kann man Ressource-Vorkommen finden und ausbeuten, aber da hab ich eh schon mehr als genug (und mit den Credits war ich auch schon am Limit). Die Station ist sehr klein und man trifft auf nur sehr wenige Gegner, der Hauptteil nimmt die Fahrt ein.
Als zweites geht es zur Prometeus-Station, ein abgestütztes Geth-Schiff. Hier kommt man zwar mit recht wenig Problemen rein und kann sich an der futuristischen Architektur des Geth-Schiffes erfreuen. Nachdem man noch ein kleines Verschieberätsel gelöst hat und am Ziel ankommt, wird Alarm ausgelöst und man muss ich den Weg nach draußen wieder Freikämpfen – vorhersehbar, da man an vielen Stellen mit viel Deckung vorbei kommt, was ein klares Zeichen für anstehende Kämpfe sind. Als Gegner ist man die ganze Zeit mit Geth und Standard-Robotern beschäftigt.
Die letzte Forschungsstation ähnelt der ersten wieder Stark, hier muss man sich auch von Anfang an rein kämpfen um einen Boss-Kampf zu erreichen, der kurz und knackig ist.

Screenshot: Geister aus der Vergangenheit
Ghosts of the past: Geschenisse in der Vergangenheit sieht man geisterartig und man erfährt, wie es überhaupt zu diesem Experiment kam.

Insgesamt fehlen mir in diesem DLC klar die Dialoge. OK, man trifft zwar nur auf zwei menschliche und lebende Charaktere, aber gerade die Dialoge sind eine der großen Stärken von Mass Effect 2, die hier merklich zu kurz kommen. Dafür sind die anderen Missionen abwechslungsreich und die Spieldauer mit knapp 2 Stunden auch im guten Rahmen. Das Verbindungslevel zwischen den Stationen wirkt etwas zweckmäßig, da man außer herum fahren und Datenpakete suchen (eine Nebenquest) nichts machen kann. Dafür reißen es die Missionen auf der Geth-Schiff und der letzten Station wieder heraus, die gerade ersteres ist sehr gut inszeniert. Der Schwierigkeitsgrad ist für meinen Geschmack etwas zu niedrig (auf Normal), auch dafür, dass ich seit Monaten Mass Effect 2 nicht mehr angerührt habe.
Fazit: Ein guter DLC, etwa auf dem Niveau von Kasumi’s Stole Memory, aber wenn der Vergleich etwas hinkt, da die Overlord-Missionen reinen Nebenmissionen sind. Sie sind für die Story nicht relevant, zumindest haben ich nichts bemerkt. Wer nach neuen Missionen lechzt ist mit diesem DLC gut beraten, wer mehr wert auf Story und Dialoge legt sollte sich den kauf vielleicht zweimal überlegen.

Lair of the Shadow Broker
Der neuste DLC für Mass Effect 2 und gleichzeitig auch der Umfangreichste: Er kostet 800 Punkte (~7€) und der Download dauert mit 1,5GB je nach Leitung auch seine Zeit. Dafür hat es dieser DLC aber in sich.

Screenshot: Asari Spectre Vasir
Die Asari-Spectre Vasir ist auch an den Daten von Liara interessiert…

Ich war ehrlich gesagt sehr enttäuscht, das Liara T’Soni nur eine sehr kleine Nebenrolle und Mass Effect 2 spielte. Vor allem war mir schleierhaft, wie die Archäologin dazu kam, in den Informations-Handel einzusteigen. Hier kommt nun die Auflösung: Sie und ein Kumpane wurde von Ceberus beauftragt, Shepards Leichnam nach der Zerstörung der ersten Normandy zu finden, bevor ihn der geheimnisumwobene Shadow Broker findet und an die Collectors verkauft. Seitdem war Liara damit beschäftigt, das Geheimnis des mächtigen Informationshändlers zu lüften, bisher ohne Erfolg. Cerberus liefert Shepard aber den entscheidenden Hinweis.

Screenshot: Entscheidungen werden aufgegriffen
Entscheidungen aus Mass Effect 1 werden aufgegriffen.

Die Geschichte beginnt auf Illium in Liara’s Büro. Hier gilt es die Informationen über den Shadow Broker zu sichern, da seine Schergen es bereits auf Liara abgesehen haben. Die gut inszenierten Kämpfe kommen diesmal in Begleitung von mehr Dialogen, die sich durchgängig auf dem Niveau des Hauptspiels bewegen. Auch das Leveldesign ist durch die Bank gelungen, hier gibt es wenig Grund zum Meckern. Abgerundet wird der Besuch auf Illium mit einer rasanten Verfolgungsjagd durch den dichten Verkehr und einen mehrstufigen Boss-Kampf, der nicht ohne ist.

Screenshot: Verfolgungsjadg auf Illium
Eines der Highlights: Eine kurzweilige Verfolgungsjagd auf den „Straßen“ von Illium.

Weiter geht es zum namens gebenden Versteck des Shadow Brokers. Er residiert in einer Raumstation in mitten eines immer währenden Sturms, fast unauffindbar – aber eben nur fast. Man beginnt auf der Außenhülle des Schiffes und kämpft sich bis zu einem Eingang durch. Die Sequenz erinnert mich etwas an die Mission in Mass Effect 1, in der man an der Außenhülle der Citadel entlang läuft. Das Leveldesign ist auch hier gelungen, auch wenn einem schnell auffällt, dass man sich in einem Zickzack-Schlauch über das Schiff bewegt. Die bedrohliche Atmosphäre wird aber sehr gute eingefangen. Auf Seiten der Gegner bekommt man es mit einer neuer Art von Söldnern zu tun, der Privat-Armee des Shadow Brokers, kombiniert mit kleineren Mechs. Hat man sich endlich zum Eingang durchgekämpft kommt man in das innere des Schiffs, welches dunkle und trist daher kommt. Man trifft auch Liaras alten Gefährten, der die letzten zwei Jahr hier gefoltert wurde. Nach einem kurzen Wegstück trifft man dann auf den Shadow Broker und es kommt zum Kampf. Ohne zu viel zu verraten, der Kampf ist kurzweilig und spannend inszeniert, aber etwas zu leicht für meinen Geschmack.

Screenshot: Kampf auf der Außenhülle des Shadow-Broker-Verstecks
Bei einem der meistgesuchten Charaktere im Mass Effect Universum reicht es nicht, einfach an die Tür zu klopfen.

Nachdem man den Shadow Broker besiegt hat kommt man Zugriff auf sein Informationsarchiv und kann sich so neue Ressourcen-Quelle erschließen oder einfach nur gucken, was der Informations-Händler so alles weis – und das ist eine ganze Menge, auch über die Crew der Normandy SR2. So erfährt man u.a., dass Legion im Onlinerollenspiel „Galaxy of Fantasy“ schon mehrfach des Betrüges angeklagt wurde, ausgelöst durch sein übermenschliches Multitasking und Reaktionszeit (ist für einen Geth aber nichts außergewöhnliches) oder man kann Aufnahmen von Jacob beim Training beobachten (das ist aber eher etwas für die Damen unter den Spielern). Zwar sind nicht alles Informationen so unterhaltsam, aber man kommt wieder viele Hinterrund Informationen und kann sicher Stunden damit verbringen, sie zu durchforsten.

Screenshot: Aussicht vom versteck des Shadow Brokwers
Es ist fraglich, ob der Shadow Broker diese Aussicht genießen konnte.

Die Spielzeit von knapp zwei Stunden auf Normal als Standard-Soldat-Shepdard geht in Ordnung. Der Auftritt von Liara war mehr als Überfällig und auch die Rückkehr der Dialoge tut gut, auch wenn sie hauptsächlich zwischen Liara und Shepard ablaufen, die anderen Gruppenmitglieder spielen keine entscheidente Rolle. Das größte Manko: wenn man die Hauptgeschichte bereits hinter sich hat wirkt der neue Teil etwas deplaziert, wenn man ihn in den normalen Ablauf eingebunden spielt macht alles bestimmt mehr Sinn, vor allem die neuen Möglichkeiten am Ende.
Fazit: Der bisher beste DLC für Mass Effect 2 und der einzige, der Relevanz für die gesamt Story hat und auch Auswirkungen auf Mass Effect 3 haben wird. Für große Fans ist der DLC ein muss, aber auch Spieler, die nicht grundsätzlich gegen Downloaderweiterungen sind aber die bisherigen Ausgelassen haben sollten einen Blick riskieren, wenn sie nicht zu beginn von Mass Effect 3 eine dicke Überraschung bekommen wollen. Die 800 Punkte für den DLC scheinen viel, sind aber meiner Meinung nach gerechtfertigt.