Age of Empires 2 ist nicht nur eines meiner absolute Lieblingsspiele, sondern auch ein echter Dauerbrenner im Genre. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass die Entwickler von Microsoft und Forgotten Empires es weiter mit neuem Content ausstatten. Neben Bugfixes und Verbesserungen der Balance, die auch schon mal eine neue Technologie beinhalten, kam auch neuer Inhalt dazu. Zum schon massiven Hauptspiel kamen bisher vier DLCs mit neuen Zivilisationen, Karten und Kampagnen. Der neueste DLC Return of Rome ist aber etwas Besonderes, was mich aber umso mehr freut. Ich habe ihn mir kurz nach Release angesehen, lest hier meine ersten Eindrücke.
Inhalt
Kleine Bestandsaufnahme
Mein erster Eindruck zur Definitive Edition von Age of Empires 2 liegt schon über drei Jahre zurück, in denen das Spiel kontinuierlich weiterentwickelt wurde. Neben den üblichen Bugfixes und kleineren Verbesserungen, gab es auch ein paar gravierende.
Mit drei DLCs wurden weitere Völker und Kampagnen eingeführt, ihre Zahl stiegt auf 42 bzw. 35 – so viel Inhalt dürfte kaum ein anderes Spiel bieten, so allgemein. Die meisten fügen einfach neue hinzu, der DLC Dynasties of India spaltete das Volk der Inder aus dem Forgotten-Addon zu Age of Empires 2 HD von 2013 in vier Unterfraktionen auf – was unterm Strich auch drei neu ergibt. Ein nettes Detail ist, dass die Entwickler sich die Zeit genommen haben, die neuen Zivilisationen in alte Kampagnen einzubauen, wo es passte. Dadurch ergibt sich die Situation, dass in einer Mission der Barbarossa-Kampagne aus dem Hauptspiel, wo man Polen erobert, man in der CD-Version von 1999 und der HD Version von 2013 gegen Goten spielt, seit der Definitive Edition gegen Slawen und heute, mit dem DLC Dawn of the Dukes wirklich gegen Polen, die dort als Fraktion eingeführt wurden. Das ändert nicht wirklich etwas am Spielablauf, aber da die KI gerne Spezialeinheiten baut, muss man sich zumindest etwas anpassen.
Neue Funktionen kamen auch dazu, mittlerweile können die Bäume als kleinere Versionen angezeigt werden, wie es mit Mods schon länger möglich ist. Mit Gambeson kam eine neue Technologie unabhängig von einem DLC dazu. Andere wurden verändert, wie die stark an das Revolutions-Feature aus Age of Empires 3 erinnernde Flämische Revolution der Burgunder, die in der kompetitiven Szene für heiße Diskussionen sorgte, um es mal vorsichtig auszudrücken. Die weiteren waren eher Details, meist zu Gunsten der Balance im Multiplayer. Ich kann hier nicht alles auflisten, die Patch-Historie in der Age of Empires Wiki auf Fandom ist eine gute und vor allem übersichtliche Auflistung aller Änderungen.
Und nicht zu vergessen, wurde Age of Empires 2 Definitive Edition auf die aktuell relevanten Xbox-Konsolen von Microsoft portiert. Da ich keine davon besitze, konnte ich mir diese Version bisher nicht anschauen. Es scheint kein direkter Port ohne große Änderungen, wie es einen auf die PS2 gab, sondern die Entwickler haben viel verändert. Neben der Steuerung und Tastenbelegung passend zum Xbox-Controller, wurden einiges angepasst oder automatisiert, beispielsweise das Bauen von Gebäuden: Statt einen Dorfbewohner auszuwählen, wird aus dem Baumenü das Gebäude gewählt und platziert, woraufhin der nächstgelegene Dorfbewohner sich zur Baustelle begibt und anfängt es zu errichten. Kontrovers wird die Funktion diskutiert, neu gebaute Dorfbewohner automatisch auf voreingestellte Anteile von Ressourcen zu verteilen. weil die Wirtschaft je nach Situation passend auszubalancieren einen großen Reiz des Spiels ausmacht. Da die Funktionen nicht auf dem PC verfügbar sind, konnte ich mir selbst kein Bild machen, sondern muss auf die Aussagen anderer vertrauen. Dort kommt die Version durchweg gut weg. Im Multiplayer können PC-Spieler und Konsoleros zusammen oder gegeneinander spielen, sofern man das will und es wird wohl auch immer angezeigt.
Neuer und alter Content
Unter den DLCs für Age of Empires 2, egal ob man die für die HD-Edition von 2013 mitzählt oder nur die für die Definitive Edition, ist Return of Rome eine Besonderheit. Zum einen wie er aufgebaut ist, und zum anderen, dass das meiste gar nicht so neu ist.
Kurz gefasst stammt fast alles aus dem ersten Teil der Reihe. Das wurde aber nicht direkt ins Spiel, sondern als eine Art Mod integriert, im Hauptmenü muss man den Modus von Age of Empires 2 auf Return of Rome umschalten, entsprechend ändert sich das Menü und alle Inhalte. Durch die starke Trennung ist es nicht möglich, dass z.b. Karthager gegen Burmesen spielen können. Deshalb gibt es für Return of Rome eigene Settings und Multiplayer-Lobbies.
Für das Hauptspiel gibt es aber auch eine große Neuerung, die fallen aber deutlich kleiner aus – und sind eigentlich wie erwartet.
Die Inhalte wurden aber nicht eins zu eins rüber portiert, sondern angepasst und erweitert. Vor allem wurden Verbesserungen und Features aus dem Nachfolger hier verfügbar gemacht: Dorfbewohner können in Dorfzentren und Türmen einquartiert werden, allerdings ohne deren Angriffskraft zu erhöhen. Mit Militäreinheiten geht es gar nicht. Handel per Land ist nun per Marktkarren möglich, die nach Erforschung des Rades in der Bronzezeit verfügbar sind. Allgemein läuft der Handel wie in Age of Empires 2, es wird einfach Gold generiert, und nicht wirklich "gehandelt" im Sinne eines Austauschs von Ressourcen, wie noch im ersten Teil per Schiff. Dieser Handelsweg existiert weiterhin, aber generiert auch einfach Gold. Zudem können Ressourcen im Markt direkt gegen Gold getauscht werden, wobei die Preise noch schneller Eskalieren als im Nachfolger, was ihn wirklich nur in Ausnahmefällen sinnvoll macht. Für Mauern gibt es jetzt Toren, damit man keine Lücke lassen muss, sie müssen aber weiterhin erst im Kornspeicher ab der Jungsteinzeit erforscht werden. Formationen sind dagegen von Anfang an verfügbar, für den Multiplayer-Modus steht der gewohnte Zuschauer-Modus zur Verfügung, die Einbindung von CaptureAge fehlt noch. Die bereits bekannte Option, Farmen wie im ersten Teil als blockierendes Gebäude oder wie im Remaster oder dem Nachfolger begehbar zu machen, ist ebenfalls an Bord.
Das Interface ist das des zweiten Teils, vom Design und den Funktionen her: Mir wird angezeigt, wieviel Dorfbewohner ich insgesamt habe und wie sie verteilt sind. Ich kann Dorfbewohnern mehrere Befehle geben, die sie dann nacheinander abarbeiten, wie baue zwei Häuser und gehe dann Holz hacken. In der Definitive Edition des ersten Teils geht das nicht, Dorfbewohner suchen sich zwar eine neue Arbeit, aber nur automatisch, sie ignorieren alle Befehle außer den letzten. Ich habe kurz das Remaster wieder ausprobiert, und habe das direkt vermisst.
Vieles bleibt aber beim Alten: Gebäude und Einheiten sind dieselben, auch der Technologiebau ist bis auf kleinere Erweiterungen derselbe. Auch zuerst etwas verwirrenden Eigenheiten, wie dass Nahrung von Beerenbüschen und Farmen in den Kornspeicher muss und Nahrung von erlegten Tieren in die Lagergrube kommt, sind geblieben. Die Verteilung, wo welches Update erforscht wird, hat für mich nie viel Sinn ergeben. Dazu ist oft schwer nachzuvollziehen, welche Technologie oder Gebäude was freischaltet – sofern man die Tooltipps nicht genau liest. In einem normalen Spiel wird nur mit drei Dorfbewohnern ohne dedizierten Späher gestartet, was die Erkundung zu Anfang kniffliger macht. Allerdings scheint die Generierung der Karten angepasst worden zu sein, mir fiel es in den (wenigen) Test-Spielen einfacher, Beeren zu finden, was gute Starts weniger vom Zufall abhängig macht.
Es gibt viele neue Karten, die Auswahl im Original war noch stark begrenzt und ohne die Möglichkeit, dass Fans eigene Karteskripte programmieren können, blieb sie das auch immer (soweit ich das sehe, hat die sehr aktive Community aus Vietnam das mit eigenen Szenarien umschifft, was aber keine ideale Lösung ist, weil die zufällige Generierung der Karten entfällt). Da jetzt alles in der Engine von Age of Empires 2 stattfindet, ist diese Möglichkeit aber geben, von der die Entwickler auch direkt Gebrauch machen. Auch wenn einiges sehr vertraut ist, Zitadelle erinnert stark an Arena aus AoE2, ebenso Dark Forest und Nomad. Aber auch ein paar gänzlich neue wie Ocean Ring sind dabei.
Graphisch macht es aber auf mich einen etwas komischen Eindruck: Zwar wurden die Grafiken für Gebäude und Einheiten rüber portiert, aber vieles andere nicht: die Bäume, Bodentexturen und Verzierungen, aber auch Ressourcenquellen wie Büsche und Goldadern sind die von Age of Empires 2. Für mich als Veteran der Serie wirkt das eher irritierend, weil es nicht so ganz zusammenpasst. Hier hätte mir gewünscht, dass sie alles rüberbringen, damit nicht nur das Feel, sondern auch der Look des ersten Teils konsistent ist. Bei Musik und Soundeffekten hat es auch geklappt.
Weil die technische Basis Age of Empires 2 ist, wird auch dieselbe Version des Editors verwendet. Und das ist für mich ein Segen. Wie der ein oder andere weiß, bevorzuge ich die Antike gegenüber dem Mittelalter als Setting. Früher habe ich mich ausgiebig mit den Editoren der ersten beiden Teile beschäftigt, aber nachdem ich die Vorzüge des zweiten Teils kennen gelernt hatte, wollte ich nicht mehr zurück. Durch die einfachen Wenn-Dann-Bedingungen der Trigger (auf Deutsch Schalter) sind Missionen nicht mehr so statisch wie im Vorgänger: Missionsziele können sich ändern, Einheiten erscheinen, Allianzen ändern sich mitten im Spiel. Auch wenn ich seit Jahren nichts mehr damit gemacht habe, freue ich mich, zumindest zu experimentieren in einem Setting, dass ich lieber mag.
Alles in allem sind das sehr überschaubare Neuerungen. Age of Empires 1 wird deutlich aggressiver gespielt und verzeiht weniger Fehler als der Nachfolger, vor allem, weil die defensiven Aspekte noch nicht so ausgebaut sind. So spielt sich Return of Rome wie ein Hybrid aus den beiden. Oder eher: wie eine nur sehr behutsam an den Nachfolger herangerückte Version von Age of Empires 1, ohne dessen Kern zu stark zu verändern.
17 Zivilisationen sollt‘ ihr sein
Return of Rome bringt alle 16 Zivilisationen, die im ersten Age of Empires und dessen Addon Rise of Rome verfügbar waren, mit allen Einheiten, Gebäuden und Technologien. Sogar die Stats sind größtenteils gleich, wer nur den zweiten Teil kennt wird sich wundern, wie wenig Gebäude aushalten – selbst eine kleine Gruppe Bogenschützen kann Problemlos einen Häuserwall durchbrechen. Es gibt ein paar Anpassungen, vor allem, was die Boni jedes Volkes angeht, zudem hat jedes jetzt über einen Team-Bonus verfügt.
Komplett neu ist das Volk der "Lac Viet", wer sich etwas mit Geografie und Age of Empires auskennt, weiß sofort, worum es hier geht. Diese Zivilisation ist historisch in Süd-Ost-Asien angesiedelt, wo sich heute Ländern wie Thailand, Laos und Vietnam befinden. Klingelt da was? Die Wahl sollte niemanden verwundern: der erste Teil der Serie ist im letzten Land ungemein populär, viel mehr als alle anderen Teile zusammen. Deshalb ist das Einfügen eines solchen Volkes ein klarer Fingerzeig an die hiesige Community, mehr noch als die Koreaner in The Conquerors, um im damals boomenden Markt für RTS dem in Süd-Korea enorm populären StarCraft ein wenig abzugraben. Oder eher: es zu versuchen, weil es nicht wirklich etwas gebracht hat. Der Erfolg hier steht noch aus, aber alt-eingesessene eSport-Szenen sind nicht gerade bekannt dafür, auf neue Züge aufzuspringen, egal wie sehr es sich die Entwickler wünschen.
Exkurs: Warum ist Age of Empires 1 in Vietnam so populär?
Warum gerade der erste Teil der Serie in Vietnam so extrem populär ist, und deutlich mehr Spieler und Zuschauer anzieht als der zweite Teil, der in so gut wie allen anderen Teilen der Welt der beliebteste Teil ist, erschloss sich mir lange nicht. Zwar wäre theoretisch alles im Internet verfügbar, aber da alles in vietnamesischer Sprache geschrieben ist, der ich so gar nicht mächtig bin und selbst automatische Übersetzungstools eher verwirrende als brauchbare Ergebnisse liefern, konnte ich es nicht wirklich herausfinden. Bis sich die Gelegenheit ergab, dass ich den deutschen AoE-Profi Nili in seinem Stream danach fragen konnte.
Kurzgefasst: Um die Jahrtausendwende existierte in Vietnam keine Internet-Infrastruktur wie heute. Wer Hardware und Zugang haben wollte, musste in Internet-Cafés. Microsoft hat mit den Betreibern Deals geschlossen, dass diese Rabatte auf Hard- und Software bekommen, wenn sie bestimmte Microsoft-Programm vorinstallieren. Und welches warum darunter? Natürlich das erste Age of Empires, obwohl der zweite Teil damals schon erschienen war. So war es ein simpler Fall von Verfügbarkeit und Exposure für das Produkt.
Hier noch der Clip von Twitch.tv, damit ihr mir auch glaubt, dass es stimmt.
Neben kleineren Anpassungen an der Balance stechen vor allem die wenigen, neuen Technologien hervor, die sehr wirken, als würden mit ihnen gezielt Kritikpunkte angegangen: Urbanisierung verdoppelt die Zahl an Bevölkerung, die Häuser bieten. Da sie erst aber Bronzezeit verfügbar ist, ändert sie zum Start nicht viel, sondern eher später und wenn man angegriffen wird. Wehrpflicht beschleunigt die Produktion von Militäreinheiten, ganz wie im Nachfolger.
Die Neuerungen sind nicht groß, sondern eher behutsam, keine stellt das Spiel komplett auf den Kopf. Was ich gut finde, ich brauche nicht ein Age of Empires 2 mit AoE1-Skin. Allerdings stellt sich mir die Frage, ob die Definitive Edition des ersten Teils dadurch nicht obsolet wird. Wer eine möglichst Original-getreue Erfahrung, aber mit behutsam verbesserten Interface will, wird sie dort finden.
Antikes Update: neue Kampagnen
Eines vorneweg: die neuen Kampagnen in Return of Rome sind wirklich neu und nicht die alten aus der ersten Definitive Edition portiert. Die sind weiterhin nur dort verfügbar, es würde mich aber nicht wundern, wenn sie später nicht noch portiert werden würden. Und wenn es Fans übernehmen. Bis dahin sind die alten Kampagnen aber nur im Original verfügbar.
Nachtrag: Mittlerweile habe die Entwickler angekündigt, auch die alten zu portieren. Sie fragen nach den beliebtesten, aber ich vermute, es werden früher oder später alle portiert, nur eben nach und nach.
Die Entwickler haben drei neue Kampagnen mit je fünf Missionen gebaut, jetzt auch mit den Möglichkeiten aus dem Nachfolger wie volles Voice-Acting, besseres Terrain und Trigger. Wie in Age of Empires 2 drehen sie sich um historische Persönlichkeiten, u.a. den römischen Kaiser Trajan, unter dessen Regentschaft das römische Reich seine größte Ausdehnung erreichte. Aus Zeitgründen habe ich nur kurz reingeschaut, um einen ersten Eindruck zu gewinnen. Im Endeffekt spielen sie sich, wie der DLC allgemein, wie eine Mischung aus dem ersten und zweiten Teil: Grundlegend das schnellere Gameplay des ersten Teils, aber mit der technischen Grundlage des zweiten – was auch neue Möglichkeiten eröffnet. Allgemein spielen sich die wenigen Missionen sehr klassisch, aufbauen, einigeln und den Gegner überrollen funktionierte bisher gut.
Genauer werde ich sie mir später anschauen, entweder mit einem umfangreichen Review zu Teil 1 oder 2 – oder beidem.
Spielmodi
Es stehen fast alle Modi aus Age of Empires 2 zur Verfügung, inkl. Wonder Race und Empire Wars, die für den ersten Teil komplett neu sind. Königsmord fehlt, der würde ohne Burg und König aber auch nicht funktionieren. Neu ist der "D3" genannte Modus, der der vietnamesischen Community entsprungen ist. Da Age of Empires 1 ohne die vielen defensiven Möglichkeiten sehr schnell und aggressiv gespielt wird, Enden die meisten Partien mit Rushes in der Jungsteinzeit (jetzt Werktzeugzeit, direkt aus dem englischen Tool Age). In diesem Modus ist das anders, man wird künstlich ausgebremst, weil nur eine Militäreinheit bis zur Bronzezeit erlaubt ist. Das verhindert die ansonsten gespielten, sehr aggressiven Rushes. Dafür kann man keine Türme und Mauern bauen, ist das dritte Zeitalter erreicht, geht die Schlacht dann so richtig los.
Da sich der erste Teil generell deutlich schneller spielt und auch aus meiner Sicht nicht so gut ausbalanciert ist, verlaufen die Partien im Skrimish meist relativ gleich. Einige Einheiten spielen quasi keine Rolle, meistens läuft es auf Wagenschützen als schneller und starke Trash-Einheiten (braucht kein Gold) hinaus, wenn Gold da ist stattdessen berittenen Bogenschützen. Infanterie und vor allem die in der Akademie ausgebildete Hopliten-Linie spielen nur kleine Rollen, weil sie so langsam sind. Schnelligkeit und Reichweite spielen eine größere Rolle, und alles andere wird sowieso zur Nische. Zumindest zu Land, auf dem Wasser hat man nicht mal die Alternative, weil nur Triremen und Juggernauts als schwimmenden Belagerungseinheit existieren. Die Feuer-Galere gibt es als dediziertes Anti-Schiff-Schiff, aber der Gegenpart zum Brander fehlt – so läuft es schlicht auf Massen an Galeren/Triremen hinaus.
Generell läuft es aber meist auf verlustreiche Massenschlachte hinaus, wo ich meine Gegner langsam niederringen muss (Fachterminus: Slugfest), was irgendwann einfach nur noch anstrengend ist, weil Strategie und Taktik gegenüber stumpfer Masse eine untergeordnete Rolle spielen – zumindest auf dem Niveau, auf dem ich spiele. Und das ist so gar nicht eSport-tauglich.
Römer im Mittelalter
Von Fans lange gefordert, kommen die Römer als neue Zivilisation in Age of Empires 2 dazu. Damit gibt es im Spiel zweimal die Römer, einmal die RoR-Version, die der aus dem ersten Teil entspricht, und die neue für den Nachfolger. Sie basiert entsprechend auch auf dem Technologiebaum und Spielmechaniken aus dem zweiten Teil, die beiden können auch nicht gegeneinander spielen. Die AoE2-Römer gesellen sich zu den 42 (!!!) vorhandenen Zivilisationen dazu. Das hatte ich so erwartet, weil zwei komplett unterschiedliche Technologiebäume gegeneinander zu balancen, worauf Age of Empires nie ausgelegt war, der pure Albtraum sein dürfte.
Die Römer in Age of Empires 2 warten mit gleich zwei Spezialeinheiten auf: den berittenen Zenturio und dem Legionär zu Fuß
Historisch mag das etwas komisch klingen, werden Römer doch primär mit der Antike in Verbindung gebracht, das Ende des römischen Reiches um 476 wird meist als das Ende der Antike und Beginn des frühen Mittelalters bezeichnet. Aber da es auch Völker wie die Kelten, Goten und Hunnen in Age of Empires 2 gibt, die nach dem frühen Mittelalter auch verschwunden waren oder zumindest keine wesentliche Rolle mehr spielten, sind sie in guter Gesellschaft. Dazu hatte das Spiel nie den Anspruch, möglichst historisch akkurat zu sein – dessen haben sie sich für den vierten Teil angenommen, was ich davon halte könnt ihr in dessen Review nachlesen.
Ein paar Sachen orientieren sich zumindest an historischen Gegebenheiten: die Römer verfügen nicht über Schießpulvereinheiten. Statt der Kanonengaleone steht ihnen der neue Schiffstyp "Dromone" zur Verfügung, was mit seiner Mange vorne sich eher daran orientiert. Notiz am Rande: auch die Hunnen, Goten und Byzantiner bekommen dieses Schiff in der Imperialzeit und verlieren den Zugang zum mit einer Kanone ausgestatteten Schiff, wenn sie es denn hatte.
Die Römer haben gleich zwei Spezialeinheiten, die erste, der Zenturio ist ein Reiter und wird klassisch in der Burg ausgebildet. Der Legionär ersetzt den Zweihandschwertkämpfer und Champion aus der Kaserne. Beide harmonieren gut, weil der Zenturio die Einheiten der Schwertkämpferlinie in einem relativ großen Radius höhere Bewegungs- und Angriffsgeschwindigkeit verleiht. Dass macht sie zu einer idealen Kombination, und ein wenig kommt schon das Gefühl eines Heeres mit Soldaten und Heerführer auf.
Fazit
Return of Rome ist der von mir erwartete Hybrid aus Age of Empires 1 Zivilisationen, Einheiten und Gebäuden mit der Technik von Age of Empires 2 geworden. Die wenige Verbesserungen fügen sich gut ein, ohne das Spiel komplett auf den Kopf zu stellen – im Gegenteil, vom Gameplay her fühlt es sich fast wie der erste Teil an. Die wenigen Erweiterungen ändern das nicht. Spieler, die nur den zweiten Teil kennen, müssen sich umgewöhnen, auch weil der erste Teil deutlich weniger verzeiht.
Ich mag den Ansatz als quasi Mod die alten Völker in die neue Engine zu integrieren, fast am meisten freue ich mich auf die Möglichkeiten im Editor, die mir in der Definitive Edition des ersten Teils fehlten. Die Community wird es dankend annehmen. Zudem könnte es ein Weg sein, in Zukunft neue Erweiterungen zu entwickeln, ohne die Komplexität des Hauptspiels noch weiter zu steigern und die immer etwas fragile Balance ins Wanken zu bringen. Dass die Römer im Ranglisten-Modus erstmal nicht verfügbar sind, scheint mir ein Fingerzeig in diese Richtung. Wobei ich nicht glaube, dass die Entwickler sie nur als "Bonus" gedacht hatte, das halte ich für eine Ausrede. Ich freue mich dafür, dass eines meiner Lieblingsspiele heute noch erweitert wird und, so klar muss ich das sagen, noch immer besser wird.